Bruckner-Zyklus geht in die nächste Runde

Andris Nelsons liebt große Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Gewandhausorchester Leipzig spielt der Dirigent seit 2017 alle Sinfonien Anton Bruckners ein – ein ambitioniertes Vorhaben, zu dem er in dem sächsischen Traditionsorchester einen perfekten Partner gefunden hat. Nach dem durchschlagenden Erfolg der ersten vier Aufnahmen setzt das Gespann im Februar seinen preisgekrönten Bruckner-Zyklus fort und veröffentlicht die zweite und achte Sinfonie gemeinsam mit dem Vorspiel zu Wagners „Meistersingern“. Die Kombination von Bruckner-Sinfonien mit Ausschnitten aus Wagner-Opern gehört zum Konzept des Zyklus, der die klangsprachliche Seelenverwandtschaft der beiden Komponisten aufzeigen möchte.

Mit ihrer unruhigen, pessimistischen Grundhaltung ist die zweite Sinfonie Bruckners eines seiner weniger oft gespielten Werke. Zu Unrecht, findet Nelsons: „Bruckner hat in dieser Symphonie alles mit äußerster Deutlichkeit formuliert: Die wunderbaren Themen sind klar durch Generalpausen voneinander getrennt, und doch ergibt sich ein großes Ganzes. Es ist erstaunlich, dass dieses Werk so selten gespielt wird – eigentlich ist es ein idealer Einstieg in den Kosmos von Bruckners Symphonik.“

Der zweiten Sinfonie stellt Nelsons mit Bruckners vorletzter Sinfonie eines seiner Spätwerke gegenüber, welches der Komponist selbst als „Mysterium“ bezeichnete. „Bruckner drang hier, vor allem im langsamen Satz, in Regionen vor, die anderen Komponisten unerreichbar blieben. Auch die Geschlossenheit des riesigen Werkes gleicht einem Wunder. Hierzu trägt vor allem der grandiose Finalsatz bei – der letzte, den Bruckner vollenden konnte“, so Nelsons. „Diese Symphonie zu dirigieren, aber auch zu hören, ist eine existenzielle Erfahrung.“

Seit Andris Nelsons 2017 den Posten des Gewandhauskapellmeisters antrat, setzt er mit dem Traditionsorchester eigene Akzente. Sein erstes Album mit dem Leipziger Orchester erschien bereits 2017. Die Aufnahme von Bruckners Sinfonie Nr. 3 und Wagners Tannhäuser Ouvertüre war der Beginn des umfassenden Bruckner-Zyklus und löste ein begeistertes Presse-Echo aus. „Derart feinhörig und sensibel dirigiert hört man Bruckner kaum je“, urteilte das Magazin Fono Forum und die Süddeutsche Zeitung lobte insbesondere Nelsons’ „unmittelbaren Zugang zu Bruckners großformatigen Gliederungen und Steigerungsstrategien“.Das Gewandhausorchester und der lettische Maestro gaben kürzlich die Verlängerung ihrer gefeierten Partnerschaft bis 2027 bekannt.

Gewandhausorchester Leipzig

Andris Nelsons, Dirigent

Richard Wagner:

Die Meistersinger von Nürnberg

Vorspiel zum Akt I

Anton Bruckner:

Sinfonie Nr. 2 in c-Moll (WAB 102)

Sinfonie Nr. 8 in c-Moll (WAB 108)

VÖ: 21. Februar 2021

Deutsche Grammophon