Die Oops Society überzeugte die Jury in der Kategorie Originalität mit einem Beitrag aus „Oops! I dropped my seeds“, einer Kompositionsreihe der chinesischen Komponistin Duoni Liu, in der sie zeitgenössische Kunst aus dem gewohnten Vorstellungsrahmen herauslöst. Sie fertigt eine graphische Partitur an, welche auf dem Grundriss einer ausgewählten Strecke beruht, die sich über mehrere Gassen, Plätze, Straßen einer Stadt oder Räumen eines Ortes erstreckt. Der Verlauf dieser Strecke wird Künstler*innen aus unterschiedlichen kreativen Bereichen kommuniziert, denen jeweils ein ausgewähltes Stück der Route zugeteilt wird; die Ergebnisse werden in einer interdisziplinären Performance umgesetzt. Das Publikum erhält ebenfalls eine Version der graphischen Partitur und nutzt sie während der Aufführung im Raum als eine Art „Karte“: Es erfährt nun die unterschiedlichen Auslegungen der Partitur, reagiert und wird somit in die Performance integriert.
Die Jury lobte:
Das Projekt „Oops! I dropped my seeds“ macht sich auf eine kreative Art den Raum zu eigen und verknüpft auf originelle Weise verschiedene Kunstformen. Schon in der ersten Tanzszene zieht das Rätselhafte des Stückes das Publikum in seinen Bann und nimmt es an die Hand zur szenisch gestalteten Klangwelt des Innenraums. Auch ermöglicht die Performance eine Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich an Bedeutung gewinnenden Spannungsfeld Natur und Mensch, bietet dabei vielseitige Zugänge und regt in einer offenen, fragenden Art zur Diskussion an.
Für Wiederaufführbarkeit wurden StimmImpuls ausgezeichnet, die sich in ihrem Beitrag einem Tabuthema in der klassischen Musikwelt widmen – der Menstruation. Mit „dialogue with a rose“ konzipierte Alexandra Vildosola ein innovatives Konzertformat über den Dialog der Rose, gemimt von Sopranistin Mara Maria Möritz: Das Publikum tritt in die Klang- und Rauminstallation einer menstruationsfreien Tamponwunderwelt ein. In vier Teilen „Erblüht“, „Bedecke d/mich“, „Verblüht“ und „Yes we bleed“ entwickelt sich aus einem Liederabend ein Gespräch: über Menarche, Schamgefühl, übergriffige Gesellschaft, feministischer Aktivismus und dazwischen eine mystische Selbsterfahrung.
Die Jury kommentierte:
Der Beitrag „dialogue with a rose“ beschäftigt sich mit einer gesellschaftlich sehr relevanten Thematik. Das Projekt kann ortsflexibel aufgeführt werden und spricht ein breites Publikum an. Die Jury ist sowohl von der tiefgehenden Recherche begeistert, die in den eingespielten Sounds und Stimmen zwischen den musikalischen Beiträgen zur Geltung kommt als auch von der dramaturgischen Umsetzung auf der Bühne, die sich vor allem durch die professionelle Kostümkonzeption und die variable Raumgestaltung auszeichnet. In Bezug auf die Vielfältigkeit des Themas Menstruation und die Flexibilität des verwendeten Konzepts sieht die Jury viel Potenzial für Wiederaufführungen, um weiterhin so mutig „Tabus“ zu brechen!
Das Rennen um den Preis für Publikumserfolg entschied das Ensemble Mosatrïc für sich, indem es sich mit der traditionellen Rolle der Muse als Inspirationsquelle auseinandersetzte und ein farbenfrohes und kontrastreiches Mosaik aus Musik, Tanz, Sprache und Performance entstehen ließ: Amuse*d. Zu erleben gibt es darin unter anderem Klänge, Rhythmen und Worte aus bulgarischen Volksliedern, spanischer Renaissance-Vokalmusik, griechischen Gedichten, Flamenco oder Jazz. Alle erstrahlen in der Besetzung Gesang, Violine, Violoncello und Stepptanz in ungewohntem Licht, mal als bloßes Zitat, an anderer Stelle als Basis für freie Improvisation oder in gecoverter Form.
Die Jury begründete ihre Entscheidung:
Amuse*d begeistert durch immense Spielfreude sowie eine authentische und starke Bühnenpräsenz. Die Musikerinnen des Ensembles agieren sehr harmonisch und glänzen mit einem hohen musikalischen Niveau und großer Virtuosität. Dank des stilistisch breitgefächerten Programms entsteht ein abwechslungsreiches und erfrischendes Konzerterlebnis, welches einem diversen Publikum jeden Alters einen leichten und direkten Zugang ermöglicht. Im Zusammenspiel mit der einfachen, aber effektiven Bühnennutzung bietet es sich an, das Projekt in verschiedensten Auftrittskontexten darzubieten.