Das Beste aus zwei Welten: Frank Dupree spielt Kapustin, Prokofiev und Schumann

Im August präsentiert Pianist, Multiinstrumentalist und Opus-Klassik-Gewinner Frank Dupree gleich zwei neue Aufnahmen – und bildet damit die beeindruckende Bandbreite seines Könnens ab, von der Klassik bis zum Jazz. Für das Album „A Poet’s Love“ bei harmonia mundi zeichnete er gemeinsam mit Bratschist Timothy Ridout Werke von Schumann und Prokofiev auf; mit dem Württembergischen Kammerorchester, Case Scaglione und Rosanne Philippens erkundet Dupree bei Capriccio das Genre-sprengende Repertoire des 2020 verstorbenen, häufig als „Gershwin Russlands“ betitelten Nikolai Kapustin, inklusive einer Weltersteinspielung. Eine Tournee führt Frank Dupree im Spätsommer zum Lucerne Festival, Westfalen Classic Festival, als Artist in Residence zum Kurt Weill Fest sowie zu Gastspielen der Staatskapelle Weimar.

Frank Dupree (c) Marco Borggreve

 

Musik für alle Ohren: Nikolai Kapustin

Vom Jazz inspirierte Klassikmusiker*innen waren im 20. Jahrhundert keine Seltenheit – und dennoch nimmt Nikolai Kapustin (1937-2020) eine Sonderrolle unter ihnen ein. Denn kaum jemand wusste das Herzblut und die einzigartigen Stilmittel der Jazzimprovisation so authentisch auf das Notenblatt zu bannen wie der russische Komponist und Pianist, der 2020 verstarb und hierzulande nach wie vor als großer Geheimtipp gilt. Und wer könnte dieser perfekten Symbiose aus Jazz und Klassik besser gerecht werden als der Klaviervirtuose und ausgebildete Jazzschlagzeuger Frank Dupree?

 

„Als Konzertpianist mit einer Leidenschaft zu Rhythmus, Groove und Jazz hat mich Nikolai Kapustins Musik sofort in ihren Bann gezogen. Er setzte seine Kompositionen zwar aufs Papier, doch klingt jedes Werk wie eine Jazzimprovisation – die Jazz-Sprache ist bei Kapustin nicht nur Inspiration, sondern wahrhaftiger Inhalt der Musik. Diese besondere Qualität, aber auch die Sprache des Blues in den Klaviersoli und den Orchesterparts spiegeln das gesamte Spektrum der Jazz-Geschichte wider.“ Frank Dupree

Mit dem Dirigenten Case Scaglione, der Violinistin Rosanne Philippens und dem Württembergischen Kammerorchester standen Dupree starke Partner*innen zur Seite, die – besonders im Fall von Scaglione und Philippens – handfeste eigene Jazzerfahrung mit ins Spiel brachten. Gemeinsam nahmen sie Kapustins Klavierkonzert Nr. 4 op. 56 und das Doppelkonzert op. 105 auf und ließen noch Raum für eine ganz besondere Premiere: „Zusätzlich durfte ich auch als Dirigent die Ersteinspielung der Kammersinfonie op. 57 gestalten,“ so Frank Dupree, „sodass diese Aufnahme nahezu alle meine künstlerischen Tätigkeiten vereint: Klassik, Jazz, Kammermusik und Dirigieren. Wer genau hinhört, wird mich in der Kammersinfonie sogar Vibraphon spielen hören.“ Anfang 2022 folgt noch ein weiteres Album mit Kapustin-Kompositionen; mit seinem eigenen Jazztrio veröffentlicht Frank Dupree Werke für Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Er freut sich darauf, Klassikbegeisterte für den Jazz zu gewinnen und Jazz-Kenner*innen für die Klassik:

„Ich liebe Klassik – ich liebe Jazz. In Kapustins Musik steckt beides: höchste Kompositionskunst und Blue Notes! Egal ob Kind-of-Blue-Lovers oder Fans von Beethovens Neunter, diese Musik eignet sich für alle Ohren.”

Musikalische Poesie: „A Poet’s Love”

Zarten Themen widmet sich die andere Veröffentlichung, die im August ansteht: Auf „A Poet’s Love“ präsentieren Frank Dupree und der britische Bratschist Timothy Ridout Auszüge aus Prokofievs „Romeo und Julia“ und Schumanns „Dichterliebe“ im Zusammenspiel aus Klavier und Viola. Im Zentrum steht dabei der Blick des Dichters auf die Liebe – mit den Originaltexten von Shakespeare und Heinrich Heine ließen sich Prokofiev und Schumann schließlich von zwei der einflussreichsten Liebesdichtungen überhaupt inspirieren. Passagen aus „Romeo und Julia“ erklingen auf „A Poet’s Love“ in einer Bearbeitung des Viola-Pioniers Vadim Borisovsky (1900-1972). Die Transkription der „Dichterliebe“ erstellte Timothy Ridout im musikalischen Austausch mit Frank Dupree. „Prokofievs ‚Romeo und Julia‘ sowie Schumanns ‚Dichterliebe‘ führen uns durch ein Wechselbad der Gefühle“, so Frank Dupree. „Die große Herausforderung ist es, eine Geschichte nur über die Sprache der Musik zu erzählen. Timothy Ridout singt, spricht, ja tanzt mit und auf seiner Viola. Gemeinsam mit ihm zu muszieren, ist pure Freude für mich.“

„A Poet’s Love“ wird am 20. August 2021 bei harmonia mundi veröffentlicht. Die Einspielung der Kapustin-Werke erscheint bereits am 6. August bei Capriccio, erste Eindrücke erhalten Sie hier im EPK.

Im selben Monat geht es für Frank Dupree auf große Konzertreise: Livetermine führen ihn im August und September u. a. in die Schweiz für sein Debüt beim Lucerne Festival, zum Westfalen Classic Festival, zurück zum Kurt Weill Fest (als Artist in Residence) sowie zu Gastspielen der Staatskapelle Weimar.

 

Kommende Termine:

  • 26.08.2021 – Luzern: Lucerne Festival
  • 28.08. & 02.09.2021 – Dessau: Kurt Weill Fest
  • 12.09. & 14.09.2021 – Westfalen Classic Festival
  • 18.-21.9.2021 – Sinfonieorchester Liechtenstein (als Dirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein)
  • 26-27.09.2021 – Weimar

Über Frank Dupree

Pianist Frank Dupree – Gewinner des Opus Klassik 2018 in der Kategorie „Konzerteinspielung des Jahres (20./21. Jahrhundert)“ – sorgte international für Aufsehen, als er 2014 zum einzigen Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs gekürt wurde. Mit seiner musikalischen Reife, seiner ausgefeilten Technik und der Fähigkeit, dem Flügel ein breites Spektrum an Klangfarben zu entlocken, faszinierte er Jury und Publikum zugleich. Er ist ein „außergewöhnlicher, empfindsamer und überaus interessanter Künstler“ (Emanuel Ax), der mit seiner „facettenreichen Nuancierung und geschmeidigen Rhythmik“ (Classical Source) das Publikum „immer wieder verblüfft“ (PZ News) und zu den vielversprechendsten und vielseitigsten Musikern seiner Generation gehört. Ursprünglich wurde Frank Dupree als Jazz-Schlagzeuger ausgebildet, um sich später voll und ganz der großen Bandbreite des klassischen Klavierrepertoires zu widmen. Dabei beweist er eine besondere Begeisterung für die Musik des 20. Jahrhunderts und für die Werke zeitgenössischer Komponisten.

Von seinem sechsten Lebensjahr an wurde Frank Dupree von Prof. Sontraud Speidel unterrichtet und gefördert. 2019 absolvierte er sein Studium an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Solistenexamen Klavier. Vom Klavier aus zu dirigieren ist Frank Duprees besondere Leidenschaft. 2012 wurde er für seine Beethoven-Interpretation als Pianist und Dirigent mit dem 1. Preis beim Internationalen Hans-von-Bülow-Wettbewerb in Meiningen ausgezeichnet. Kurz darauf wurde er eingeladen, bei der Play-Direct Academy des Orchestre de Chambre de Paris mit Stephen Kovacevich und François Leleux teilzunehmen. Zu seinen jüngsten und bevorstehenden Highlights seiner Kon-zerttätigkeiten gehören seine Ernennung zum Artist in Residence beim Kurt Weill Fest sowie Debüts mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, dem Ulster Orchestra, dem Royal Northern Sinfonia, dem Trondheim Symfoniorkester und dem Sinfonieorchester Liechtenstein sowie Wiedereinladungen in die Wigmore Hall London, das Konzerthaus Berlin und die Elbphilharmonie Hamburg. Frank Dupree ist offizieller Steinway-Künstler.

 

Foto: Marco Borggreve

Zur Übersicht