Gürzenich-Orchester Köln

Das experimentelle Portrait eines Orchesters im Lockdown

Komposition für das Internetpublikum: Das Projekt »GO Triptychon« des Komponisten Philipp Matthias Kaufmann setzt dem erzwungenen Stillstand in der Zeit des Lockdowns die Idee einer Collage entgegen.

Orchester und Homeoffice? Musik auf Abstand? Was passiert in einem Orchester, wenn es keine Konzerte geben darf? Kann man auch speziell für ein Internetpublikum komponieren? Diesen Fragen und Herausforderungen stellte sich der Komponist Philipp Matthias Kaufmann während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 und schuf gemeinsam mit 36 MusikerInnen des Gürzenich-Orchester Köln das Projekt »GO Triptychon« – das experimentelle Porträt eines Orchesters aus vielen Fragmenten in drei Teilen: »Luft und Atem«, »Nähe und Distanz«, »Bewegung und Ruhe«.
GO-Triptychon 1/3: »Luft und Atem«

Musikkomposition für das Internet
Die dreiteilige Youtube-Komposition im Collagen-Stil ist ausdrücklich nicht für eine Live-Aufführung gedacht, sondern für die Verbreitung im Internet. Die Musik selbst ist so außergewöhnlich wie das Konzept: Harmonischer Schönklang wechselt in offene Improvisation, düstere Klangflächen verwandeln sich für Sekunden in zarte Melodien. Was sich mühelos ineinander fügt, ist das Ergebnis eines komplexen Arbeits- und Kompositionsprozesses, den Kaufmann initiiert und auf Basis unterschiedlichster Ideen und Stimmungen gemeinsam mit Bildregisseur Johannes von Barsewisch umgesetzt hat. Die 3x siebenminütigen Videos können nun auf der Website des Orchesters sowie auf seinem YouTube-Kanal geschaut werden.

Kaufmann wollte den Musikern, die durch den Lockdown nicht mehr miteinander spielen konnten, die Möglichkeit geben, gemeinsam zu musizieren. „Daraus entwickelte ich ein Konzept, das dann auch rasch vom Orchester, von Stefan Englert und von François-Xavier Roth angenommen wurde: Musik zu schaffen, die von vorne herein für das Internet konzipiert ist, die auch in zehn Jahren noch Gültigkeit hat und die zugleich die Musiker wieder aktiviert.“, so Kaufmann.

GO-Triptychon 2/3: »Nähe und Distanz«

Kaufmann öffnet den Kreativprozess für die MusikerInnen des Gürzenich-Orchesters
Die teilnehmenden MusikerInnen des Gürzenich-Orchesters waren dabei aktiv an der Komposition und Konzeption beteiligt. „Im Mittelpunkt sollte stehen, was im Orchester selbst geschieht. Ich sah mich da lediglich als eine Art Verstärker. Wenn mir also jemand sagte, diesen Klang oder jenen Stil möchte ich unbedingt auf meinem Instrument darstellen, war es meine Aufgabe, genau das aufzunehmen und zu entwickeln.“, so Kaufmann. Die Idee dahinter war, dass die individuellen Empfindungen und schöpferischen Impulse des Einzelnen mit einbezogen wurden.

Auch die MusikerInnen schätzen die Möglichkeit, kammermusikalisch neue Formationen mit anderen Orchestermitgliedern auszuprobieren. „Die Verbindung von Harfe mit Blechblasinstrumenten zum Beispiel fand ich spannend“, erzählt Gürzenich-Harfenistin Antonia Schreiber. „Dass wir uns ganz neu aufstellen mussten, das war wirklich auch eine große Chance für uns in der Krise.“

Das Ergebnis kann sich sehen (und hören) lassen – auf der Website des Gürzenich-Orchesters sowie auf ihrem YouTube-Kanal.
GO-Triptychon 3/3: »Bewegung und Ruhe«
Zur Übersicht