Debüt-Album bei Sony Classical und Auftritte in Hamburg, München und auf der Berliner Waldbühne

Sie ist ins volle Risiko gegangen. Eigentlich hatte sich für Rachel Willis-Sørensen die Schublade, in der der Opernbetrieb sie als jugendlich-dramatischer Sopran im deutschen Fach gesteckt hatte, schon fast geschlossen. Sie wurde in ihren jungen Jahren bereits gefeiert als Wagners Elsa, Eva und Gutrune ebenso als Strauss' Marschallin. Doch sie wollte mehr. „Ich liebe das deutsche Fach. Aber genauso liebe ich Verdi! Ich will alles singen und einfach spannende Geschichten erzählen!“, sagt sie.

Eines Tages lag dann die Anfrage von der Bayerischen Staatsoper in München auf dem Tisch: Frau Willis-Sørensen, können Sie als Hélène in Verdis Les vêpres siciliennes einspringen? Sie konnte. Und wie. Innerhalb von einer Woche hatte die gebürtige US-Amerikanerin die Rolle gelernt. Es war ihr Durchbruch – nun auch im italienischen Fach. So wie sie es sich immer gewünscht hatte. Der BR lobte: „Und gesungen wird auf sehr hohem Niveau. Allen voran Rachel Willi-Sørensen als Hélène.“ Gleich wurde sie für weitere Titelrollen verpflichtet. Auf ihrem neuesten Album Rachel bei Sony Classical kann man sich von ihrer Meisterschaft im italienischen Fach überzeugen. „Für mein neues Album habe ich meine Lieblingsarien aufgenommen, die ich mit allen teilen möchte“, erklärt die Sopranistin. Darunter sind z. B. Arien aus La Traviata, Don Giovanni oder auch Rusalka.

Besondere Verbindung nach München

Mit der Bayerischen Staatsoper verbindet sie seit ihrem Debüt 2018 ein enges Band. Hier sang sie auch die Mimí mit Jonas Kaufmann als Rodolfo an ihrer Seite – auch das ein Riesenerfolg. Für Resmusica war es eine „Bohème de luxe“. In diesem Jahr ist Willis-Sørensen in Brittens Peter Grimes zu erleben – der Münchner Merkur findet, sie singe die Ellen Orford „mit Seelentönen“. „Ich fühle mich in München künstlerisch zu Hause, ich habe hier große Freiheiten und das Publikum ist toll“, sagt sie. Deutschland ist generell eine Konstante im Leben von Willis-Sørensen, die mittlerweile mit ihren drei kleinen Kindern in Kopenhagen lebt. Sie war über mehrere Jahre fest an der Semperoper engagiert und lebte nach ihrer Schulzeit eineinhalb Jahre in Deutschland.

Mittlerweile erzählt sie ihre Geschichten auf der Bühne also auf Deutsch, Italienisch und vielen anderen Sprachen; weltweit an allen großen Häusern. Damit ist sie eine der wenigen Opernsängerinnen, die sich unabhängig macht von den Erwartungen anderer, sich auf ein Stimmfach zu beschränken. „Gerade diese Bandbreite an Rollen, die ich nun singen darf, ist einfach sehr gesund für meine Stimme“, sagt die Sopranistin.

Diva 2.0 

Sie schert sich auch sonst wenig darum, was andere von ihr denken, sondern will einfach eine authentische, ganz menschliche Künstlerin im Hier und Jetzt sein. Ihr Publikum hält sie nicht auf Abstand, sondern ist nahbar, lacht viel und ist aufgeschlossen. Sie ist sehr aktiv in den Sozialen Medien und teilt ihr Wissen und ihre Erfahrungen. Rachel Willis-Sørensen ist eine Diva 2.0. – auf Instagram hat sie über 20.000 Follower. „Ich will mit meinen Web-Auftritten eine Community für junge aufstrebende Sängerinnen und Sänger schaffen. Damals hätte ich mir gewünscht, so einen Ort des Austauschs und des Diskurses zu haben. Es ist mir genauso wichtig, dass die Oper und das Leben einer Opernsängerin in den sozialen Medien gezeigt werden, damit die Oper weiterhin ein Teil der modernen Gesellschaft ist und auch die jüngeren Generationen erreicht.“ Auf all den Kanälen, die sie bespielt, ist sie unglaublich offen und ehrlich. Sie zeigt, welche Übungen sie zum Einsingen macht und hält auch nicht mit ihrem komischen Talent hinterm Berg. Willis-Sørensen ist eben eine Ausnahme-Sopranistin.

Die Nahbarkeit ist ihr genauso auf der Bühne wichtig. Sie sieht sich nicht als Mittelpunkt an, um den am besten alle anderen kreisen. Die Mittdreißigerin sagt: „Ich will mich mit allen auf der Bühne connecten – und eine metaphysische Verbindung mit dem Publikum herstellen.“ Wer sich mit Willis-Sørensen unterhält, wird von ihrer positiven Energie und ihrer Leidenschaft nahezu überwältigt, ihre klaren, hellen Augen sind neben ihrer Gestik wichtiges Kommunikationsmittel. Dieser Frau scheinen Kraftreserven für mehrere Menschen innezuwohnen.

Cover

Kommende Auftritte 

Im Mai ist sie mit gleich zwei Programmen beim Internationalen Musikfest Hamburg zu erleben: In der Elbphilharmonie singt sie in einer konzertanten Aufführung mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Alan Gilbert die Rusalka und springt kurzfristig ein, Strauss‘ Vier letzte Lieder mit Andris Nelsons und den Münchner Philharmonikern zu geben – mit Strauss‘ Liedern debütiert sie dann im Juli in Südamerika. Im August wird sie mit Jonas Kaufmann auf der Berliner Waldbühne stehen und Arien und Duette singen.

An der Wiener Staatsoper findet zum Jahreswechsel ein kleines, inoffizielles Willis-Sørensen-Festival statt: Zuerst singt sie die Rosalinde in Strauss‘ Fledermaus und im Januar folgt gleich noch die Mimí. Ein weiterer Höhepunkt der kommenden Saison wird ihr Rollendebüt als Arabella in einer Neuproduktion der Staatsoper Berlin sein – der für seine Tannhäuser-Inszenierung in Bayreuth gefeierte Tobias Kratzer führt Regie. Als Leonore ist sie im Sommer 2023 einerseits in Zürich, andererseits in Covent Garden zu erleben. Aber Vorsicht! Die Frankfurter Neue Presse warnt: „Ihr warm timbrierter Sopran und ihr bewegendes Spiel (..) bergen Suchtgefahr!“

Kommende Termine (DE)

 

Freitag, 6. Mai, 20 Uhr und Sonntag, 8. Mai, 18 Uhr

Antonín Dvořák: Rusalka, Elbphilharmonie Hamburg

mit Alan Gilbert und dem NDR Elbphilharmonie Orchester

 

Samstag und Sonntag, 20./21. Mai, 20 Uhr

Richard Strauss: Vier letzte Lieder, Elbphilharmonie Hamburg

mit Andris Nelsons und dem Gewandhausorchester Leipzig

 

Samstag, 9. Juli, und Dienstag, 12. Juli, 19 Uhr

Benjamin Britten: Peter Grimes

Münchner Opernfestspiele 

 

Donnerstag, 18. August, 20 Uhr

Waldbühnenkonzert mit Jonas Kaufmann, Berlin 

mit Jochen Rieder und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

 

Sonntag, 21. August, 19 Uhr

Konzert mit Jonas Kaufmann und WDR Funkhausorchester, Wiesbaden

mit Jochen Rieder und dem WDR Funkhausorchester

 

Opernsaison 22/23 (Auszug)

 

September 2022

Bayerische Staatsoper – Peter Grimes von Benjamin Britten, Rolle: Ellen Orford

 

November 2022

Lyric Opera of Chicago – Don Carlos von Giuseppe Verdi, Rolle: Elisabeth de Valois

 

Dezember 2022-Januar 2023

Wiener Staatsoper – Die Fledermaus von Johann Strauss, Rolle: Rosalinde

 

Januar 2023

Wiener Staatsoper – La Bohème von Giacomo Puccini, Rolle: Mimí

 

März-April 2023

Deutsche Oper Berlin – Arabella von Richard Strauss, Rolle: Arabella

 

April 2023

Bayerische Staatsoper – La Traviata von Giuseppe Verdi, Rolle: Violetta 

 

Mai-Juni 2023

LA Opera – Otello von Giuseppe Verdi, Rolle: Desdemona

 

Juni-Juli 2023

Opernhaus Zürich – Il trovatore von Giuseppe Verdi, Rolle: Leonora

Covent Garden  Il trovatore von Giuseppe Verdi, Rolle: Leonora

 

Foto: Simon Pauly
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