Der Bürgerchor feiert Premiere

Vom Saalplatz auf die Bühne mit den Stars – das Gürzenich-Orchester erweitert sein Mitmach-Angebot für alle Kölner:innen zum Saisonstart am 28. August.

bildbuergerchorguerzenich

Die Hoffnung in Deutschland war groß, dass sich nach der ersten Corona-Phase die Saalplätze in Konzert- und Opernhäusern wieder füllen. Doch das Publikum kam nur zögerlich zurück. Seitdem ist eine Debatte entbrannt über die Gründe dafür: Ein (h)ausgemachtes Problem ist die fehlende Nähe der Orchester und Ensembles zu ihren bisher immer treuen Zuhörerinnen und Zuhörern – die künstlerische Seite hält sich auf Abstand zu den „normalen“ Menschen. Doch es gibt ein Orchester in Deutschland, das es anders macht und stattdessen besonders wertschätzend mit seinem Publikum umgeht: Das Gürzenich-Orchester Köln. Schon vor drei Jahren, also noch vor der Pandemie, gründete Generalmusikdirektor François-Xavier Roth, das Bürgerorchester: Seite an Seite spielen Laien mit den Profis in der Philharmonie. Das Projekt wurde zu einem immensen Erfolg.

Und nun kommt der Bürgerchor! Er steht gleich zur Saisoneröffnung am 28. August um 11 und 20 Uhr mit den ganz großen Stars auf der Bühne. Unter der Leitung von François-Xavier Roth werden die Hobbysängerinnen und -sänger mit den Solistinnen und Solisten Asmik Grigorian, Anaïk Morel, Sebastian Kohlhepp und Matthew Rose in Beethovens 9. Sinfonie die Ode an die Freude anstimmen.

»Diese Gemeinschaft ist wunderbar. Die Stimmung ist total gut, alle Teilnehmer sind super offen, obwohl wir aus unterschiedlichen Chören oder auch einzeln dazu gekommen sind und das macht ganz einfach Spaß. Und nun mit dem Gürzenich-Orchester in der Philharmonie zu singen, das ist etwas ganz Besonderes!«, sagt Luisa Dam, Sopranistin im Bürgerchor. Ihre Kollegin im Bürgerchor, Katrin Wolter, ergänzt: »Es ist toll mit Leuten von 16 bis über 70 Jahren zu singen. Die Möglichkeit mit vielen Leuten zu singen, diese Leidenschaft zu teilen, das Glück beim Singen gemeinsam zu erleben – diese Möglichkeit für alle, das war von Anfang an stimmig, da ist das Herz am richtigen Fleck.«

Mit dem Bürgerchor erweitert das Gürzenich-Orchester seine partizipativen Angebote. Das mittlerweile schon etablierte Bürgerorchester erfreut sich großer Beliebtheit. Nun gibt es auch den Bürgerchor. Beide Projekte bieten musikbegeisterten Laien die Möglichkeit, unter Leitung des Gürzenich-Kapellmeisters gemeinsam mit Profis aus dem Gürzenich-Orchester ein anspruchsvolles Programm zu erarbeiten und dieses gemeinsam in der Kölner Philharmonie aufzuführen. Der Bürgerchor wird nicht nur im Festkonzert des Gürzenich-Orchesters am 28. August auftreten, sondern auch im vorweihnachtliche Wunschzettelkonzert im Dezember, bei dem Kölner Bürgerinnen und Bürger vorab über das Programm abstimmen können werden. Die Konzertbesucher selbst sind auch herzlich eingeladen in die populären Weihnachtsklassiker mit einzustimmen. Der Weg des ersten Bürgerchors von den ersten Proben bis zum Konzert wird in einer dreiteiligen Videodokumentation unter https://www.guerzenich-orchester.de/de/einfestderfreude miterlebbar sein.

Gerade diese beiden neuen Projekte verdeutlichen das Selbstverständnis und den Ursprung des Gürzenich-Orchesters. Es ist nicht nur das Stadtorchester, sondern ist ein Teil der Stadt Köln. Seine Geschichte ist untrennbar mit der Domstadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern verbunden. 1827 wurde es aus der Kölner Bürgerschaft heraus ins Leben gerufen, mit dem Wunsch den Kölnern auch ein musikalisches Zuhause zu geben.

Natürlich ist das Gürzenich-Orchester bekannt für seine exzellente Qualität und ein international viel beachteter Kulturbotschafter Kölns. Durch preisgekrönte Einspielungen und Tourneen – gerade waren François-Xavier Roth und seine Musikerinnen und Musiker äußerst erfolgreich in Japan und Südkorea unterwegs – trägt das Gürzenich-Orchester seinen eigenen und den Namen Kölns hinaus in die Welt. Aber es ist auch das Orchester der Stadt Köln. Insofern ist es Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth und dem Orchester ein Herzensanliegen, seine Arbeit auch mitten hinein in die Stadtgesellschaft zu tragen: in alle Schichten, für alle Altersgruppen, in Bereiche fernab des Konzertsaals, als Motivation für ganz junge Hörer und als Trost für Menschen, denen Musik guttun kann. Um auch jenseits seiner etwa 60 Sinfonie- und Kammerkonzerte pro Saison Menschen für Musik zu begeistern, bietet das Gürzenich-Orchester eine breite Palette an bürgernahen Projekten.

Neben Bürgerchor und -orchester bietet die preisgekrönte Musikvermittlungsabteilung »Ohrenauf« vom Gürzenich-Orchester umfangreiche, fast ausschließlich kostenlose, Angebote für Kindergärten, Schulen und Senioren:

An die Kleinsten richten sich »Unterwegskonzerte«, die Mitglieder des Orchesters in Kindergärten und pädagogischen Einrichtungen geben. Bunt und spielerisch kommen Kinder dabei mit Musik in Berührung und werden zum Hören und zum eigenen Musikmachen inspiriert. Auch Probenbesuche sind für Vorschulkinder und Schulklassen möglich.

Für die Altersgruppe der 10- bis 18-Jährigen ist das Musikvermittlungsprogramm 443 Hertz gedacht, bei dem Musikerinnen und Musiker des Gürzenich-Orchesters mit den Jugendlichen ein Konzertprogramm entwickeln und umsetzen. In der kommenden Saison wird 443 Hertz mit Jugendlichen in einem Jugendzentrum stattfinden.

Als zentrales Angebot für Schulen ist das Schulkonzert anzusehen, das altersentsprechend mit verschiedenen Programmen angeboten wird. Ergänzt wird das Konzerterlebnis durch zahlreiche Begleitangebote wie »Musiker im Klassenzimmer« vorab, Treffen von Musikerinnen und Musikern nach dem Konzert (»Meet & Greet«), Lehrerworkshops und -materialien zum Download.

An Familien gerichtet ist zum einen das beliebte Familienkonzerte in der Adventszeit, in diesem Jahr mit einer halbszenischen Aufführung des musikalischen Weihnachtsmärchens »Petterson und Findus – Die Weihnachtsmannmaschine«.

Zum anderen bietet das Familienabonnement »Familienkarte« für die Sinfoniekonzerte die Möglichkeit für die Kinder während des ersten Teils des Konzerts an einem Workshop teilzunehmen und dann in der zweiten Konzerthälfte zu den Eltern ins Konzert zu gehen.

Musikerlebnisse können nur gemeinsam entstehen – aus dem Zusammenwirken von Künstlern und Publikum. Zu dieser Gemeinsamkeit gehört auch soziale Verantwortung, die das Gürzenich-Orchester mit großem Engagement und viel Freude übernimmt. Es gehört zum Selbstverständnis der Musikerinnen und Musiker, ihre Botschaft auch zu all jenen Menschen zu bringen, die nicht oder nicht mehr in die Konzerte kommen können. Während der zurückliegenden zwei Pandemie-Jahren haben immer wieder Kammermusik-Formationen des Gürzenich-Orchesters vor Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern gespielt und in einer dunklen Zeit gerade zu den Schwachen der Gesellschaft Hoffnung getragen. Auch nach Corona machen sich Kammermusikensembles des Orchesters in »Unterwegskonzerten für Senioren« in die Kölner Veedel auf und spielen in unterschiedlichen Besetzungen und mit einfallsreichen Konzertprogrammen in Wohneinrichtungen für Senioren. Selbstverständlich sind diese authentischen, bürgernahen Veranstaltungen kostenfrei.

Mit seinem Projekt »Konzertpaten« ermöglicht das Gürzenich-Orchester Bürgerinnen und Bürger, die den Weg zum Konzert nicht mehr allein bewältigen können, den Konzertbesuch: Die Konzertpaten (für sie ist der Konzertbesuch kostenlos) begleiten hilfsbedürftige Personen ins Konzert und wieder nach Hause: eine Initiative, die nicht nur gemeinsamen Musikgenuss garantiert, sondern auch ein Forum für menschliche Begegnung und Freundschaft sein kann.

 

https://www.guerzenich-orchester.de/de/einfestderfreude

https://www.guerzenich-orchester.de/de/buergerorchester

https://www.guerzenich-orchester.de/de/erwachsene#Konzertpaten

https://www.guerzenich-orchester.de/de/ohrenauf

 

Foto © Holger Talinski
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