Die Tricks der Profis

Der G. Henle Verlag startet seine E-Learning-Plattform „Henle Masterclass” mit prominenten Musikerinnen und Musikern wie Claire Huangci, Julian Steckel oder Jasmine Choi.

Der G. Henle Verlag ist nicht nur einer der renommiertesten Musikverlage weltweit, sondern auch einer der jüngeren: Im Oktober steht der 75. Geburtstag an. Wie das vermeintlich verstaubte Musikverlagswesen auch noch im 21. Jahrhundert bestehen kann, zeigt das Unternehmen mit seinen jüngsten Angeboten: Mit über 60.000 Nutzerinnen und Nutzern ist die Henle-Library-App die erfolgreichste ihrer Art. Im Konzert sieht man immer mehr Musikerinnen und Musiker, die nicht mehr aus den taubenblauen Notenheften spielen, sondern ein leuchtendes Tablet auf dem Pult stehen haben. Nun kommt ein weiteres digitales Angebot hinzu: Die Video-Plattform „Henle Masterclass“. Damit wendet sich der Verlag dem E-Learning zu – einem globalen Trend, der durch die Pandemie starke Relevanz erfuhr.

„Henle Masterclass“ ist eine Online-Plattform, auf der man Tutorials von renommierten Musikerinnen und Musikern zu Werken der klassischen Musik ansehen kann. Die junge Star-Pianistin Claire Huangci unterrichtet Chopins erstes und Beethovens viertes Klavierkonzert (weitere Klavierkonzerte folgen in Kürze); sie erklärt zum Beispiel, wie sie ihre Hände für die ersten Akkorde von Beethovens 4. Klavierkonzert vorbereitet und aufsetzt, um gleich die Stimmung des ersten Satzes zu treffen. Der renommierte Münchner Geigenprofessor Ingolf Turban widmet sich zahlreichen Kreutzer-Etüden; dabei geht er zum Teil unkonventionelle Wege, um den Trainingseffekt der einzelnen Etüden zu steigern (seine Fingersätze und Striche sind auch in der einschlägigen Urtextausgabe gedruckt).

 

Pianistische Morgengymnastik

Die Tutorials umfassen Hintergründe sowie Tipps und Tricks, um die Musikstücke besser verstehen und spielen zu können. „Henle Masterclass“ ist eine großartige Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern und sich inspirieren zu lassen – einerseits ideal für Musikstudierende, andererseits genauso für fortgeschrittene Laien. Mit der Klavierpädagogin Anne Schätz zum Beispiel kann man den Tag mit einer pianistischen Morgengymnastik starten, um gleich mit Schumanns „Träumerei” fortzufahren. „Henle Masterclass“ bietet damit auch Musiklehrerinnen und -lehrern die Möglichkeit, ihren Schülerinnen und Schülern neue Musikstücke vorzustellen und sie beim Lernen zu unterstützen.

„Mit unserem neuen Produkt Henle Masterclass wollen wir vor allem dem Wunsch jener Kunden unserer Notenausgaben entgegenkommen, die kurz vor ihrem Musikstudium oder mittendrin stehen, aber auch dem der vielen ambitionierten Laien. Man bekommt nämlich dank dieser tollen Videos einfach noch einmal einen ganz frischen Blick auf das Üben und Lernen der großen Musikwerke. Freilich ist unser Tutorial-Angebot jetzt zum Start noch sehr überschaubar, aber ich kann versprechen, dass wir bereits zahlreiche weitere Produktionen in Arbeit haben, die nun sukzessive live gestellt werden,“ sagt Dr. Wolf-Dieter Seiffert, Geschäftsführer des G. Henle Verlags.

 

Cello-Tipps von Julian Steckel, Flöten-Tricks von Jasmine Choi

Die Videos (in englischer und/oder deutscher Sprache) wurden auf qualitativ höchstem Niveau mit drei Kameras aufgenommen. Die Plattform funktioniert selbsterklärend. Nach der Registrierung kann man Credits erwerben: 1 Euro = 1 Credit. Jedes Erklärvideo kostet zwischen 3 und 6 Credits, die man so oft anschauen kann, wie man möchte. Besonders hilfreich ist die Funktion des langsamen Abspielens der Videos: So ist es z. B. möglich, die Fingersätze genau zu verfolgen.

Im Moment sind Videos für Klavier und Geige auf der Plattform zu finden, dieses Angebot wird kontinuierlich erweitert. Als nächstes stellt der G. Henle Verlag weitere Tutorials für das Soloklavier und auch für die Instrumente Flöte (mit Jasmine Choi), Cello (mit Julian Steckel) und Klarinette (mit Nicolai Pfeffer) bereit.

 

www.henle-masterclass.com

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