Die Uraufführung ein Desaster, heute ein Repertoireklassiker

François-Xavier Roth, Generalmusikdirektor der Stadt Köln, und das Gürzenich-Orchester setzen das umfangreiche Aufnahmeprojekt ihres Bruckner-Zyklus mit der Dritten fort. Das Album erscheint am 8. Dezember 2023 bei myrios classics, im Februar und April 2024 erscheinen dann die nächsten Bruckner-Alben.

2021 startete der Bruckner-Sinfonien-Zyklus bei myrios classics, nun führen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln diesen mit der Einspielung der Dritten bei myrios classics fort. Bis zum 200. Geburtstag Anton Bruckners im kommenden Jahr werden Roth und sein Orchester sämtliche Sinfonien des österreichischen Romantikers in Neuaufnahmen vorlegen. Bereits in seinem Antrittskonzert als Gürzenich-Kapellmeister 2015 begeisterte Roth mit der 4. Sinfonie als Auftakt zu einer neuen Bruckner-Pflege. Er griff damit die gewachsene Tradition des Orchesters auf und beschritt zugleich neue Wege. François-Xavier Roth stellt die Erstfassungen der Sinfonien ins Zentrum und unterstreicht deren zukunftsweisende Modernität. »Bruckner lässt in seinen Sinfonien ein regelrechtes Klang-Magma entstehen, indem er das Innenleben der Klänge formt. Ein Hörerlebnis, das die Spektralmusik gewissermaßen vorausnimmt«, sagt Roth.

Anfang des Jahres erschien bereits Bruckners Vierte. Das Fono Forum war begeistert: »Das ist mal wieder ein Bruckner, der sein Publikum einem Wechselbad der Gefühle aussetzt, der geheimnisvolles Flüstern, majestätische Erhabenheit, Lyrik und Pathos, Licht und Schatten kennt.« Auch bei den Salzburger Nachrichten erzeugte das Album ein sehr positives Echo: »Das Gürzenich-Orchester realisiert François-Xavier Roths Werksicht mit ausgefeilter Dynamik und packender Wucht.«

»Symfonie in d-Moll«
Anton Bruckners Dritte hat eine Schaffensgeschichte, die selbst für den großen österreichischen Romantiker einzigartig ist. Keine andere seiner Sinfonien hat er häufiger überarbeitet, umgeformt, neu herausgebracht. Dabei strotzt gerade die Erstfassung von 1873, die François-Xavier Roth mit dem Gürzenich-Orchester für diese Einspielung gewählt hat, vor Kühnheit und Experimentierfreude. Und sie ist gespickt mit Wagner-Zitaten, den Bruckner verehrte – und dem er dieses Werk widmete. Im Mai 1874 schickte er eine Partitur nach Bayreuth mit den Worten: »SYMFONIE IN D MOLL / Sr. Hochwohlgeboren Herrn Richard Wagner, dem unerreichbaren, weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst, in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Anton Bruckner.«

Die Uraufführung der 3. Sinfonie fand erst 1877 statt – nachdem Bruckner bereits allerhand geändert hatte, es handelte sich dann schon um die offizielle zweite Fassung. Doch das Konzert war ein einziges Desaster. Die widerstrebenden Musiker der Wiener Philharmoniker spielten so schlecht, wie der Komponist – der geplante Dirigent war überraschend verstorben – sie leitete. Das Publikum im Musikvereinssaal lachte, buhte und verließ während der Aufführung in Scharen den Saal. Doch einen, der dort auch saß, schreckte das alles nicht: Der 17-jährige Gustav Mahler war restlos begeistert von dem, was er hinter der ruinösen Darbietung erkannt hatte.

Die Veröffentlichung

8. Dezember bei myrios classics
www.myriosmusic.com

Bruckner im Konzert

14./17./18./19. Dezember 2023
Philharmonie Köln

Gürzenich-Orchester Köln
Francois-Xavier Roth, Dirigent
Bruckner Sinfonie Nr. 8  c-Moll

 www.guerzenich-orchester.de/de/

Foto: Holger Talinski
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