Europapremiere der ersten Oper Namibias – Chief Hijangua in Berlin

Die szenischen Aufführungen mit Bühnenbild finden im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks vom 15. bis 17. September 2023 statt.

  • Künstler:innenteam aus Namibia, Deutschland und Südafrika
  • Siemens Arts Program und Lotto Stiftung Berlin fördern das internationale Projekt
  • Mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) unter der Leitung von Eslon Vakomboka Hindundu
  • Komposition: Eslon Hindundu, Libretto: Nikolaus Frei, Regie: Kim Mira Meyer und Co-Regisseur Micheal Pulse 
  • Aufzeichnung durch Deutschlandradio: Übertragung am 23. September
  • Ticketverkauf unter diesem Link (ab 9.6.)

Es begann mit einer Freundschaft beim Opernfestival Imling 2019 in Bad Endorf, als Kim Mira Meyer aus München und Eslon Hindundu aus Windhuk, Namibia – sie Bühnenmanagerin, er Chorleiter und Sänger – zum ersten Mal aufeinandertrafen. Zusammen sponnen sie an Ideen, eine blieb. Gemeinsam – er als Komponist und sie als Regisseurin – wollten sie an der ersten namibisch-deutschen Oper arbeiten, die auch die Kolonialgeschichte erzählt. Es folgten unzählige Zoom-Calls, Besuche in Windhuk, Gegenbesuche in München, und das alles während der Corona-Zeit. Nach drei Jahren der Vorbereitung feierte die Oper Chief Hijangua im Herbst 2022 mit über 100 Beteiligten ihre Weltpremiere in Windhuk. Alle Abteilungen, von Bühnenbild über Regie bis hin zur Produktion, arbeiteten länderübergreifend in namibisch-deutschen Teams an der Erstellung des kreativen Konzepts für die Inszenierung, ein Künstlerkollektiv im wahrsten Sinne, wobei der kulturelle Austausch und die Integration der unterschiedlichen namibischen Kulturen elementare Bestandteile des künstlerischen Prozesses sind. Die Regisseurin Kim Mira Meyer erklärt: „Es ist eine große Ehre, so eng mit Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzuarbeiten. Jede Recherche, Vorbereitung und Probe brachten uns der Umsetzung unseres Projekts näher. Jede Requisite und jedes Detail der Kostüme haben eine kulturelle Bedeutung, die wir vermitteln möchten, und sind wichtiger Teil dieses Gesamtkunstwerkes.“

 

Namibische Geschichte, Volksweisen, Rhythmen und Märchen

Der Komponist Eslon Hindundu, ein Herero, und der deutsche Historiker und Librettist Nikolaus Frei arbeiten mit ihrer Oper die gemeinsame Geschichte zwischen Namibia und Deutschland während der Kolonialzeit auf.

Die Oper wird auf Otjiherero – eine der Nationalsprachen Namibias – und auf Deutsch gesungen. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielt unter der Leitung des Komponisten Hindundu. „Mit dieser Oper werden wesentliche Elemente der namibischen Geschichte, Volksweisen, Rhythmen und Märchen erzählt und bewahrt, wodurch diese wichtigen namibischen Aufzeichnungen für die jetzige und die nächste Generation erhalten bleiben“, erklärt der Komponist. Der Librettist Frei ergänzt: „Die Handlung ist eine Allegorie auf den Kolonialismus selbst, und auch inspiriert durch konkrete historische Ereignisse in Namibia im 19. Jahrhundert.“ Bühnen- und Kostümbild verwenden traditionelle sowie zeitgenössische namibische und europäische Elemente u.a. aus den Bereichen Architektur, Mode und Maskenbild, ebenfalls finden sich Elemente des Afrofuturismus im Design wieder.

Das Siemens Arts Program hat sich schon sehr früh sehr dafür eingesetzt, dass die Weltpremiere am 8. September 2022 im National Theatre of Namibia stattfinden konnte und unterstützt das Projekt seit dem Jahr 2021: „Die Opera Namibia ist ein Herzensprojekt für das Siemens Arts Program“, sagt Projektmanagerin Anke Bobel. „Deswegen engagieren wir uns nicht nur finanziell, sondern unterstützen die Künstler:innen auch im Management des Opernprojekts mit unserem Know-how. Uns hat die enorme Kreativität und der kollektive Ansatz über Kontinente hinweg von Beginn an absolut überzeugt.“

Nun folgt am 15. September die Europa-Premiere von Chief Hijangua in Berlin im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks.


 

Kooperationen mit dem RSB und dem Dekoloniale Festival 2023

Das traditionsreiche Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin feiert im Herbst 2023 sein 100-jähriges Bestehen. In der Geburtstagssaison 2023/2024 nimmt Chief Hijangua einen besonderen Platz ein. RSB-Orchesterdirektorin Clara Marrero sagt dazu: „Die Idee zu dieser Kooperation kam aus dem Orchester selbst, und die Musikerinnen und Musiker haben uns alle mit ihrer Begeisterung angesteckt! Die Oper zeigt ganz wunderbar, wie wir mit Musik unsere Geschichte erzählen und verarbeiten, Zukunftsvisionen malen und voneinander lernen können. Es gibt so viele verschiedene Musikstile und junge Künstler:innen weltweit, die ihre ganz eigene Ästhetik mitbringen. Sich dem zu öffnen und uns weiterzuentwickeln ist uns als Orchester wichtig, und deshalb liegt uns dieses Projekt auch so am Herzen.“

Chief Hijangua öffnet nicht nur ein Fenster in die dunkle Geschichte des Landes, sondern will auch einen Beitrag zu gemeinschaftlichen transnationalen künstlerischen Kooperationen leisten. Das Opernteam plant, die Inszenierung im Jahr 2024 in weiteren deutschen Städten aufzuführen und im Jahr 2025 zurück nach Namibia zu bringen.

Im Rahmen der Kooperation mit dem Berliner erinnerungskulturellen Modellprojekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt wird die Premiere am 15. September im Abendprogramm des Dekoloniale Festivals 2023 eingebettet. Festivalleiterin Nadja Ofuatey-Alazard: „Wir begleiten die Berliner Aufführung mit einer kolonialismus- und rassismuskritischen Perspektive. Es braucht allseitige Lernprozesse, wenn transnationale Kooperationen auch in schwierigen historischen Kontexten gelingen sollen.“

 

Weitere Infos unter:

www.siemens.com/artsprogram

https://www.momentbuehne.com/

https://www.dekoloniale.de/de

Team, Solist:innen und Musiker:innen

Eslon Hindundu (Komposition und Musikalische Leitung)
Kim Mira Meyer (Regie)
Micheal Pulse (Co-Regie)
Nikolaus Frei (Libretto)
Felicia Riegel und Tanya Turipamwe Stroh (Bühnenbild)
Twapewa Amutenya und Naomi Nambinga (Kostüme)

Gretl Kautzsch (Puppendesign)
Isabel Katjavivi (Installation)

Sakhiwe Mkosana (Hijangua)
Janice van Rooy (Matijua)
Monde Masimini (Hangane)
Galilei Njembo (Nguti)
Rheinaldt Moagi (Major Lobendstein)
Yonwaba Mbo (Pastor)
Natasha Ndjiharine (Maria)

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vox Vitae Singers (Chorleitung: Eslon Vakomboka Hindundu)
Cantus Domus (Chorleitung: Ralf Sochaczewsky)

Produzentinnen: Kim Mira Meyer, Anja Panitz

Über das Siemens Arts Program

Das Siemens Arts Program ist in den Bereichen Musik, Bildende Kunst und Kulturelle Bildung tätig und versteht sich als Kreativplattform für unternehmenseigene Kunst- und Kulturprojekte. Ein wichtiges Ziel des Programms ist die weltweite Förderung von exzellenten Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern. Dies geschieht durch eigeninitiierte Nachwuchswettbewerbe und das Vernetzen junger Talente mit etablierten internationalen Kulturinstitutionen (Bayerische Staatsoper, Carnegie Hall New York, Salzburger Festspiele, Internationaler ARD-Musikwettbewerb). Mehr Informationen über das Siemens Arts Program unter:

www.siemens.com/artsprogram

Foto: Siemens Arts Program
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