VÖ am 2. Mai 2025 bei Pentatone

In langjähriger Freundschaft: Pierre-Laurent Aimard präsentiert György Kurtágs Játékok

Ein Jahr vor György Kurtágs 100-jährigem Geburtstag widmet der Pianist Pierre-Laurent Aimard dem ungarischen Meister der Moderne eine so besondere wie umfangreiche Einspielung: Unter der künstlerischen Begleitung von Kurtág hat Aimard eine essenzielle Auswahl von dessen Játékok (Spielen) aufgenommen, um auf diese Weise das Lebenswerk seines langjährigen Freunds und Mentors zu ehren. Aimards Interpretationen von Kurtágs einzigartiger Werksammlung erscheinen am 2. Mai 2025 bei Pentatone.

Das ABC des Avant-Garde-Komponisten György Kurtág müsste ganz eindeutig mit einem Eintrag zur Abenteuerlust beginnen – einer Eigenschaft, die seit 1973 auch im Fokus seiner fortlaufenden, teils autobiografisch geprägten Werkserie Játékok (Spiele) steht. In bislang zehn Bänden näherte sich Kurtág dem Klavier mit der Offenheit und Neugierde eines Kindes und führte so einen wichtigen Paradigmenwechsel in der Musikpädagogik herbei. In den zahlreichen Miniaturen, welche zusammen die Játékok ergeben, sind Forschergeist und Kreativität gefragt, Selbstentfaltung und künstlerische Freiheitsliebe. Tonhöhen und Taktarten spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle. So heißt es im Vorwort zu den ersten vier Bänden:

„Die Freude am Spiel und an der Bewegung – einer kühnen und, falls notwendig, auch schnellen Bewegung über die gesamte Tastatur, anstelle eines unbeholfenen Greifens nach einzelnen Tasten und des Rhythmuszählens – […] bilden den Ausgangspunkt für diese Sammlung.“

Der Mut zum gemeinsamen musikalischen Abenteuer sei es auch gewesen, welcher den Grundstein für seine langjährige Freundschaft mit Kurtág gelegt habe, erzählt Pierre-Laurent Aimard:

„Ich habe [György Kurtág] im Winter 1978 kennengelernt. Das erste Treffen in seiner Budapester Wohnung endete mit einem gefühlt endlosen Schweigen auf beiden Seiten. Um endlich das Eis zu brechen – oder vielmehr die Schüchternheit – lud er mich ein, mich zu ihm ans Klavier zu setzen. Da entdeckte ich ‚mein‘ erstes Játékok und entschlüsselte es gemeinsam mit ihm mit vier Händen.“

Das Zusammentreffen und der darauffolgende, über viele Jahrzehnte währende Austausch mit Kurtág hätten tiefe Spuren bei ihm hinterlassen, so Aimard. Lange habe er jedoch davon abgesehen, die für ihn so wichtigen Játékok selbst aufzuzeichnen.

„Ich habe diese Miniaturen mein ganzes Leben lang gespielt und gelehrt – mich aber nie getraut, sie aufzunehmen. Denn die Perfektion, mit der [Kurtág] sie spielte, hat ein solches Unterfangen schlichtweg aussichtslos erscheinen lassen. Irgendwann hatte Gyuri jedoch nicht mehr die Beweglichkeit, um [den Játékok] gerecht zu werden. Zudem war seine Ehefrau Márta verstorben, mit der er die Játékok häufig vierhändig gespielt hatte, und die zweifelsohne die authentischste Interpretin seiner Werke gewesen war. Mir wurde klar, dass mir nun eine entscheidende Aufgabe zukam: diesem Menschen meine Hände zu leihen, der zu den wichtigsten Wegweisern in meiner musikalischen Laufbahn zählt.“

Unter Kurtágs enger künstlerischer Begleitung und Leitung wählte Aimard die essenziellsten Játékok aus und interpretierte sie für ein Doppelalbum, das am 2. Mai bei Pentatone erscheint.

Für György Kurtág ist es eine große Freude, seine Spiele aus der Hand Aimards erleben zu können:

„Ich kenne Pierre-Laurent seit fast fünfzig Jahren. Offiziell war er nie mein Schüler, aber auch wenn es eine Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen uns gab, entstand daraus schnell eine Freundschaft. Er ist in den letzten Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Interpreten meiner Klavierwerke geworden. Seine Fähigkeiten als Pianist sind im Grunde grenzenlos, aber noch wichtiger ist die akribische Aufmerksamkeit, Sorgfalt und intellektuelle Qualität, die sein Spiel durchdringen. Wir haben zwei Jahre lang zusammen an diesen Aufnahmen gearbeitet und jeder Moment war für mich eine helle Freude. Die Spiele – tagebuchartige Kurzdokumente meines Lebens – sind unter den Händen von Pierre-Laurent zu authentischen Klangbotschaften geworden und ich hoffe, dass diese auch ihren Weg in die Herzen der Hörer*innen finden.“

Das CD-Projekt ist nicht nur aufgrund seiner persönlichen Verbindung zu Kurtág ein echtes Heimspiel für Aimard, der als Pionier und Fachmann für das Repertoire des 20. Jahrhunderts gilt. Für vergangene Projekte arbeitete er mit Größen wie Helmut Lachenmann, Elliott Carter, Harrison Birtwistle, Karlheinz Stockhausen, Marco Stroppa, György Ligeti, Pierre Boulez und Olivier Messiaen zusammen; für seine Verdienste wurde er unter anderem mit dem Ernst von Siemens Musikpreis und dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet. In der aktuellen Saison ist Pierre-Laurent Aimard unter anderem im Leipziger Gewandhaus, im Festspielhaus Baden-Baden, in der Kölner Philharmonie, beim Klavier-Festival Ruhr sowie bei den Salzburger Festspielen zu hören.

 Játékok (Spiele)

von György Kurtág
Klavier: Pierre-Laurent Aimard
VÖ am 2. Mai 2025 bei Pentatone

Kommende Termine:

 

24./25. April 2025
Gewandhaus Leipzig

1. Mai 2025
Zürich, Fraumünster

31. Mai 2025
Festspielhaus Baden-Baden, SWR Symphonieorchester

3. Juni 2025
Festspielhaus Baden-Baden, Recital

23. Juni 2025
Kölner Philharmonie

26./29. Juni 2025
Duisburg, Klavierfestival Ruhr

4. Juli 2025
Bad Kissingen, Czech Philharmonic

15. Juli 2025
Helmut-List-Halle Graz, Recital

22. August 2025
Stiftung Mozarteum Salzburg, Salzburger Festspiele

Foto Kurtág: István Huszti/BMC
Foto Aimard: Marco Borggreve

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