Kian Soltani spielt Schumann

Begleitet von der Camerata Salzburg spielt und dirigiert Kian Soltani Schumanns Cellokonzert sowie vier neu orchestrierte Werke. Das Album erscheint am 27. September 2024 bei der Deutschen Grammophon.

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Kian Soltani Cellist Photographer: Marco Borggreve all rights reserved/no third commercial parties

Auf seinem neuen Album widmet sich der Cellist Kian Soltani der Musik von Schumann. Schumanns Cellokonzert in a-Moll, op. 129, ist das Hauptwerk der Aufnahme, die auf Soltanis preisgekröntes Album Cello Unlimited folgt (2022 mit einem OPUS KLASSIK in der Kategorie »Innovatives Hörerlebnis« ausgezeichnet). Soltani hat das Werk bereits mehrfach erfolgreich auf die Bühne gebracht (»Der Cellobogen schien eins mit seinem Arm, seine Finger flogen über das Griffbrett, als sei es die natürlichste Sache der Welt … ein unvergessliches musikalisches Erlebnis« – Seen and Heard International über Soltanis Auftritt mit dem Tonhalle-Orchester Zürich im September 2023).

Nun spielt und dirigiert Soltani dieses Konzert sowie vier weitere neu orchestrierte Werke des Komponisten mit den Musiker:innen der Camerata Salzburg und deren Konzertmeister Gregory Ahss. Außerdem bringt er, begleitet vom französischen Pianisten Julien Quentin, eigene Transkriptionen für Cello und Klavier zu Gehör von Liedern von Robert und Clara Schumann. Kian Soltani – Schumann erscheint am 27. September 2024 digital und auf CD bei der Deutschen Grammophon. Eine orchestrierte Fassung des »Abendlieds« aus den 12 Klavierstücken, op. 85, ist seit dem 30. August als Stream und Download erhältlich und auch ein Performance-Video des Stücks ist zu sehen. Am 13. September folgt das Sehr lebhaft-Finale des Cellokonzerts.

In einem Text für das Album analysiert Soltani das Cellokonzert Satz für Satz und geht dabei auch auf das Geschick ein, mit dem der Komponist strenge Form mit lyrischer Freiheit verbindet und so den zwei Seiten seiner künstlerischen Persönlichkeit Raum gibt: dem stürmisch-feurigen Florestan und dem introvertiert-schüchternen Eusebius. Soltani erklärt: »Wie bei einem Hochseilakt wandelt Schumanns Cellokonzert ständig zwischen all diesen Polen. Gleich schon zu Beginn treffen sie aufeinander: der freie Fluss der Musik, das kompositorische Können, die Innerlichkeit des Eusebius und das leidenschaftliche Drängen Florestans.«

Dass Schumann aus derart konträren Elementen ein Konzert von so ausgewogener Kompositionskunst schafft, ist umso bemerkenswerter, da er es im Oktober 1850 innerhalb von nur zwei Wochen zu Papier bringt und instrumentiert. Doch erst vier Jahre später, Anfang 1854, nimmt er sich die Zeit, die ihm vom Verlag Breitkopf & Härtel zugesandten Korrekturfahnen der Partitur zu überarbeiten. Er leidet da bereits unter dämonischen akustischen Halluzinationen. Sechs Tage nach der Überarbeitung unternimmt er einen Selbstmordversuch. Schumann stirbt 1856, eine Aufführung des Cellokonzerts hat er niemals erlebt. Es feiert schließlich 1860 seine Premiere, nimmt jedoch erst Jahrzehnte später, lanciert von Pablo Casals, seinen rechtmäßigen Platz im Repertoire ein.

Das Cellokonzert als Ganzes ist durchdrungen von der Verwandtschaft des Soloinstruments zur menschlichen Stimme und zur Gattung des Kunstlieds, die Schumann beherrschte wie kaum ein anderer. »Mir war es wichtig, diesen Bogen weiterzuspannen und eine Auswahl meiner absoluten Lieblingslieder von Schumann zusammenzustellen«, erklärt Soltani, »immer tiefgründig, immer persönlich und immer zutiefst berührend, mal mit Streicher-, mal mit Klavierbegleitung.«

Bei den vier Orchestertranskriptionen, die Michael Rot und Matthias Spindler arrangiert haben, handelt es sich um zwei »wortlose Lieder« (»Abendlied« aus den 12 Klavierstücken zu vier Händen für kleine und große Kinder, op. 85, und das zweite der 5 Stücke im Volkston, op. 102, für Cello und Klavier), die beiden anderen (»Mondnacht« und »Auf einer Burg«) stammen aus dem Liederkreis, op. 39.

Soltanis Transkriptionen für Cello und Klavier umfassen zwei weitere Stücke aus Opus 39, »In der Fremde« und »Wehmut«, sowie u.a. Lieder aus Myrthen und Dichterliebe. Das Album endet mit der Bearbeitung von »Ich stand in dunklen Träumen«, einem Lied, das nicht von Robert, sondern von seiner Frau, der Komponistin und Pianistin Clara, geschrieben wurde. Es ist erstaunlich, wie nah sich die Klangwelten und Vorstellungen der beiden sind, sagt Soltani – »zwei Seelenverwandte, denen eine innere Sprache gemeinsam ist.«

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