Meisterhafter Beethoven

Andris Nelsons und die Wiener Philharmoniker nehmen Beethovens neun Symphonien für Deutsche Grammophon auf – eine Würdigung des Komponisten anlässlich seines 250. Geburtstags. Die neue Gesamtaufnahme ist der Auftakt zum Beethoven-Jahr 2020.

Andris Nelsons nimmt zusammen mit den Wiener Philharmonikern Beethovens neun Symphonien für Deutsche Grammophon auf. Die Veröffentlichung am 4. Oktober 2019 markiert den Beginn der DG-Feiern zum 250. Geburtstag des Komponisten im kommenden Jahr. Nelsons’ Beethoven-Zyklus erscheint in einer speziellen Deluxe-Kassette mit fünf CDs und einer Blu-ray Audio Disc in TrueHD-Klangqualität.

Beethoven spielt in Nelsons’ Arbeit eine bedeutende Rolle, so war es schon am Anfang seiner Laufbahn in den frühen 2000er-Jahren. So war es auch im folgenden Jahrzehnt, als sein Beethoven-Zyklus 2013/14 mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra begeisterte Rezensionen erhielt. Und auch seine späteren Beethoven-Interpretationen als Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra und des Gewandhausorchesters Leipzig wurden hochgelobt. Mit den Wiener Philharmonikern, einem der weltbesten Beethoven-Orchester überhaupt, gab Nelsons im März und April dieses Jahres Konzerte in Wien, Hamburg und Hannover. Die Werke Beethovens standen auch hier auf dem Programm, während zur selben Zeit die letzten Aufnahmen der Gesamteinspielung seiner Symphonien im Wiener Musikverein für Deutsche Grammophon entstanden.

»Beethovens Symphonien zu interpretieren ist eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung und Herausforderung«, sagt Andris Nelsons. »Letztlich jedoch geht es hier nicht um mich, sondern um die Genialität und Universalität von Beethovens Musik, um eine Musik, die jeden Einzelnen anspricht. Natürlich braucht man eine Vision, und unsere Aufgabe als Musiker ist es, Beethovens Ideen auf überzeugende Weise zu vermitteln, aber das wird immer sehr subjektiv und ganz persönlich sein.«

Die Wurzeln der Wiener Philharmoniker reichen zurück bis in Beethovens Zeit. Der direkte Vorläufer des Orchesters spielte in seinen ersten Konzerten, wenige Jahre nach Beethovens Tod, vier Symphonien des Komponisten, und Beethoven wurde auch beim ersten Konzert der Wiener Philharmoniker im März 1842 gespielt. Er nimmt seither einen bedeutenden Platz im Repertoire des Klangkörpers ein. So sei die Einladung, die Symphonien mit den Wiener Philharmonikern aufzuführen und aufzunehmen, eine Ehre und ein Privileg, sagt Nelsons.

»Das war ein großes Geschenk für mich, nicht zuletzt, weil wir wissen, wie wichtig Wien für Beethoven war«, erklärt er. »Beethoven verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in dieser Stadt, seine Symphonien wurden dort uraufgeführt. Wenn die Wiener Philharmoniker Beethoven spielen, verfügen sie sofort über den richtigen Stil. Sie können sich auf den Kern der Musik konzentrieren.«

Beethovens Kompositionskunst offenbart sich in den neun Symphonien. Sie versetzten seine Zeitgenossen in Erstaunen, zugleich spiegeln sie die turbulenten Zeiten, in denen der Musiker lebte. Und sie belegen die bemerkenswerte Transformation, die die Gattung durch Beethoven erfuhr. Jedes Werk geht einen Schritt weiter als das vorangehende: von der eher konventionellen Ersten, die noch an Haydn und Mozart erinnert, über die revolutionäre »Eroica« mit ihrem Ausdrucksspektrum, die Fünfte und Sechste, die beide auf jeweils eigene Art bahnbrechend waren, und die tänzerische Vitalität der Siebten bis zur absolut neuartigen, dramatischen und zuversichtlichen Neunten, deren Botschaft an die Menschheit längst über den Konzertsaal hinausgedrungen ist.

In den letzten 100 Jahren sind die Symphonien als Gesamtzyklus mehr als 160 Mal von großen Dirigenten aufgenommen worden, Andris Nelsons ist nun einer von ihnen. Die Wiener Philharmoniker haben alle neun Symphonien sechs Mal eingespielt und zudem in Zyklen mit anderen Orchestern mitgewirkt. Doch ganz gleich, wie oft sie gespielt oder aufgenommen werden, sie seien immer aktuell, sagt Nelsons.

»Ich glaube, diese Musik hat etwas über die Gegenwart zu sagen«, erklärt er. »Die Möglichkeit, diese genialen Werke immer wieder aufzuführen, ermöglicht den Musikern zu unterstreichen, wie viel Bedeutung sie für ihre eigene Generation und für künftige Generationen haben. Es ist Musik für unsere Zeit und für alle Zeiten.«

Nelsons und die Wiener Philharmoniker werden ihm Rahmen der Kampagne Beethoven 2020 alle neun Symphonien auf einer Tournee spielen. Sie beginnen in Paris mit vier Konzerten im Théâtre des Champs-Elysées (25., 26., 28. und 29. Februar 2020), es folgen Gastspiele in der Hamburger Elbphilharmonie (3., 4., 6. und 7. März) und der Philharmonie am Gasteig in München (9., 10., 11. und 12. März). Sie geben zudem Einzelkonzerte in der Kölner Philharmonie (1. März) und im Festspielhaus in Baden-Baden (14. März) und schließen ihre Beethoven-Tournee mit zwei Gesamtzyklen der Symphonien im Wiener Musikverein (23. Mai bis 7. Juni).

 

Vorschaubild © Marco Borggreve / Deutsche Grammophon

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