Alondra de la Parra

Musik zwischen den Kontinenten

Von 29. Juni bis 7. Juli 2023 präsentiert Alondra de la Parra im Rahmen ihres Festivals PAAX GNP auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein Programm aus Klassik, Kunst und grenzübergreifender Kultur.

Die Klassikszene in Lateinamerika ist lebendig, zukunftsorientiert und vor allem abwechslungsreich – umso verwunderlicher ist es, dass das europäische Publikum von ihr kaum etwas mitbekommt. Wer könnte hier allerdings besser Brücken schlagen als Alondra de la Parra? Die Mexikanerin und Wahl-Berlinerin mischt nicht nur als eine der gefragtesten Dirigentinnen der jungen Generation die Konzert- und Opernhäuser der Welt auf, sie macht auch seit Beginn ihrer steilen Karriere die herausragende Qualität des lateinamerikanischen Klassikgeschehens sichtbar, u.a. als Gründerin des Philharmonic Orchestra of the Americas. Als eine von nur wenigen Künstler*innen schafft Alondra de la Parra den Spagat zwischen der etablierten Klassik, in der sie sich durch anspruchsvolle Interpretationen des Kernrepertoires an den Pulten internationaler Spitzenorchester auszeichnet, und der leuchtenden musikalischen Vielfalt ihrer Heimat, indem sie beide Welten konsequent auf der Bühne zusammenführt. Nicht umsonst bezeichnete der Deutschlandfunk sie als „Dirigentin und Kulturbotschafterin“. De la Parra schafft musikalische Synergien, die ganze Ozeane überqueren. Ein wichtiger Baustein ihrer Arbeit ist deshalb auch das Klassikfestival PAAX GNP, das sie von 29. Juni bis 7. Juli 2023 zum zweiten Mal ausrichtet.

 

Visionäre Kultur im karibischen Paradies

In der Sprache der Maya steht das Wort „paax“ für Musik, das Lateinische „pax“ bedeutet Frieden – so kam das PAAX GNP, das schon jetzt zu den größten Musikfestivals Lateinamerikas zählt, zu seinem überaus passenden Namen. Sein Schauplatz ist die mexikanische Karibik, genauer gesagt die Halbinsel Yucatán. Zwischen Palmen und weißen Sandstränden empfängt Alondra de la Parra hier als Gründerin und Künstlerische Leiterin ein Publikum von ca. 4.000 Gäst*innen. Dass es sich um kein gewöhnliches Klassikevent handelt, zeigt das Festivalprogramm aus Symphonik, Kammermusik, Tanz und bildender Kunst: Das PAAX GNP ermöglicht Kulturerlebnisse, die sich neben ihrer Exzellenz vor allem durch einen selbstbewussten visionären Geist auszeichnen.

„Ich bin seit jeder in zwei Welten beheimatet, zwischen denen häufig künstliche und überflüssige Grenzen gezogen werden. Diese möchte ich aufheben,“ so Alondra de la Parra. „Wenn wir unvoreingenommen aufeinander zugehen, entstehen die fantastischsten Begegnungen, die kreativsten Lösungen und die innovativsten Perspektiven. Gerade in der Klassik können wir diese gut gebrauchen. Deshalb besteht unser Festivalprogramm aus ganz unterschiedlichen Stilen, Blickrichtungen und Persönlichkeiten: vom Tango bis zum Symphoniekonzert, vom Ballett bis zur Clownshow.“

 

Virtuos*innen aus der ganzen Welt

Ihre Vision setzt Alondra de la Parra gemeinsam mit einer Riege internationaler Spitzenkünstler*innen um. So ist erneut das von ihr ins Leben gerufene Impossible Orchestra als Orchester in Residence zu hören; zu den namhaften Solist*innen zählen die junge mexikanische Pianistin María Hanneman, die australische Sängerin Olivia Chindamo, der Brasilianer Yamandú Costa, bekannt als Virtuose an der siebenseitigen Gitarre, der venezolanische Kontrabassist Edicson Ruíz, der auch Mitglied der Berliner Philharmoniker ist, Violinist Alexis Cárdenas, ebenfalls aus Venezuela, der argentinische Bandoneonist Omar Massa, die englisch-deutsche Cellistin und Schauspielerin Sophie Kauer, die derzeit an der Seite von Cate Blanchett im Kinofilm „Tár“ zu sehen ist, der luxemburgische Perkussionist Christoph Sietzen, der französische Pianist Thomas Enhco, der chilenische Hornist Matias Piñeira und der Violinist Aleksey Igudesman aus Russland. Sie bringen ein ehrgeiziges und vielfältiges Programm mit Werken von Gershwin, Dvorak, Copland, Ginastera und Tschaikowski sowie Kompositionen von Yamandú Costa, Omar Massa und Paquito D’Rivera zur Aufführung. Der Saxophonist und Grammy-Gewinner D’Rivera prägte maßgeblich die legendäre Musikszene seiner Heimat Kuba und ist nicht nur im Hauptprogramm als Musiker und Komponist aktiv, sondern auch in der unkonventionellen und tanzbaren Abendreihe PAAX GNP DARK SIDE.

 

Schwerpunkte in Tanz, Kammermusik, Performance und Bildender Kunst

Für das Line-up der Kammermusikkonzerte sind Leo Rondón (Cuatro), Rolando Fernández (Cello), Sacha Rattle (Klarinette) und Gili Schwarzman (Flöte) bestätigt. Schwarzman komponierte ein Auftragswerk für das Festival, das im Zusammenspiel mit einer Choreographie von Yoshihisa Arai gezeigt wird. Überhaupt sind hochkarätig besetzte Tanzaufführungen eine wichtige Säule des PAAX GNP. Chefchoreograph des Festivals ist der zweifache Tony-Award-Gewinner Christopher Wheeldon; der Brite, u.a. Artistic Associate des Royal Ballet in London, zeigt gemeinsam mit dem renommierten US-amerikanischen Tänzer Robbie Fairchild einen Ausschnitt seines preisgekrönten Musicals „Ein Amerikaner in Paris“. Im Ballett „The Two of Us“ sowie in Tschaikowskis „Grand Pas de Deux” sind Tänzer*innen des New York City Ballet sowie des Joffrey Ballet Chicago zu sehen.

Seit einigen Jahren arbeitet Alondra de la Parra eng mit der mexikanischen Performance-Künstlerin Gabriela Muñoz zusammen – bekannt als Chula der Clown –, die beim PAAX GNP ihre Show “Perhaps, Perhaps… Quizás” auf die Bühne bringt. Der deutsche Künstler Maximilian Magnus rundet als Visual Artist in Residence das Festivalprogramm ab.

 

Die soziale Mission des PAAX GNP

Das PAAX GNP versammelt Musiker*innen aus über 20 Ländern, der breite Horizont von Alondra de la Parras künstlerischer Vision zeigt sich jedoch auch auf einer gesellschaftlichen Ebene. Das Projekt ARMONÍA SOCIAL bietet Kindern und Jugendlichen aus der umliegenden Region die Möglichkeit, mithilfe der Spitzen-Solist*innen des Impossible Orchestra ihre Kenntnisse im Instrumentenspiel zu vertiefen und vor Publikum zu spielen. Proben und Workshops finden zum großen Teil direkt in den Heimatorten der Teilnehmenden statt, um einen aktiven Austausch vor Ort zu fördern. Alondra de la Parra umreißt die Ziele des Projekts:

„Im Orchester lernen Kinder nicht nur, ihr Instrument besser zu spielen, sie entwickeln auch Fähigkeiten wie Abstraktionsvermögen, Disziplin und Teamarbeit. Sie entdecken das grenzübergreifende Potenzial der Musik, erforschen ihre Kreativität, begeben sich auf die Suche nach der eigenen Identität und Zugehörigkeit, erfahren Selbstwertgefühl und Vertrauen in einer Gruppe, lernen zu kommunizieren. Dort, wo es an Hoffnung und Zukunftsperspektiven mangelt, kann Musik zum echten Wundermittel werden. Ziel von Armonía Social ist es, neue Standards in der musikalischen Ausbildung zu setzen und das pädagogische und künstlerische Angebot der Halbinsel Yucatán zu verbessern. Unser Programm unterstützt Jugendorchester, mit denen wir das ganze Jahr über intensiv zusammenarbeiten, um Kindern und Jugendlichen Teilhabe zu ermöglichen, denen diese sonst vielleicht verwehrt bliebe.

Jazz-Saxophon und Violine, Profi-Clowns und Tänzer*innen von Weltrang, Star-Solist*innen und regionale Nachwuchs-Talente: Das PAAX GNP Festival lebt von seinen fruchtbaren und spannenden Gegensätzen. Auf diese Weise spiegelt es nicht nur Aspekte des modernen Lateinamerikas wider, sondern ohne Zweifel auch die grenzenlose kreative Energie und das Charisma seiner Gründerin. „Wenn sie am Pult steht, scheint sie das Orchester mit einer Welle von Glückshormonen zu fluten,“ schrieb die Süddeutsche Zeitung über de la Parra. „Ihre unbändige Lebensenergie springt unmittelbar auf die Musiker über.“ Und selbiges gilt sicher auch für die Gäst*innen der zweiten Ausgabe des PAAX GNP.

 

PAAX GNP FESTIVAL

29.06.-07.07.2023

Playa del Carmen, Quintana Roo, Mexiko

Weitere Informationen unter https://festivalpaaxgnp.com/en/

 

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