Relevanzmonitor Kultur: Kulturangebote für Mehrheit der Gesellschaft von zentraler Bedeutung 

Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland und spielt eine essenzielle Rolle für die Demokratie. Das zeigt der neue Relevanzmonitor Kultur 2025 der Liz Mohn Stiftung. Bereits zum zweiten Mal hat die Liz Mohn Stiftung mit dem Relevanzmonitor Daten zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Nutzung von Kulturangeboten in Deutschland erhoben. In diesem Jahr wurde erstmals das Zusammenspiel von Kultur und Demokratie beleuchtet. Die Studie zeigt, dass mit 87% die Mehrheit der Bevölkerung Kultur als verbindendes Element in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft sieht. Besonders unter jungen Menschen wächst die Erwartung, dass kulturelle Einrichtungen eine aktivere Rolle in gesellschaftlichen Debatten übernehmen.

Gütersloh/Berlin, 3. April 2025. Trotz multipler Krisen bleibt der Rückhalt für staatliche Kulturförderung hoch. Etwa zwei Drittel (64%) der Befragten sehen Kultur als ebenso förderungswürdig an wie andere öffentliche Bereiche. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa unterstreichen: Ein vielfältiges Kulturangebot ist essenziell, um den gesellschaftlichen Dialog zu stärken. „Kultur bringt Menschen zusammen und baut Brücken der Verständigung. Kulturangebote ermöglichen neue Perspektiven auf gesellschaftliche Fragen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Unser aktueller Relevanzmonitor Kultur bestätigt dies auf eindrucksvolle Weise. Junge Menschen wünschen sich attraktive Kulturangebote, die ihre Lebensrealität stärker einbeziehen,“ erklärt Liz Mohn, Gründerin und Vorsitzende des Vorstands der Liz Mohn Stiftung. Mit 90 Prozent betrachtet auch eine große Mehrheit der Bevölkerung Kultur als verbindendes Element in einer diversen Gesellschaft. Sie ermöglicht wertvolle Gemeinschaftserlebnisse (92%) und regt sowohl zu eigenständiger Meinungsbildung als auch zu kritischem Denken an (jeweils 81%).

Kultur als entscheidender Standortfaktor

Bereits 2023 hat der Relevanzmonitor gezeigt, dass Kultur von einer großen Mehrheit als identitätsstiftend und als wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wahrgenommen wird. Auch in der neuen Studie geben neun von zehn Befragten an, dass Kultur Menschen über soziale und politische Grenzen hinweg verbindet. Zudem sieht eine große Mehrheit der Bevölkerung Kultur als eine der wichtigsten gesellschaftlichen Konstanten in Krisenzeiten, sei es angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten, wachsender gesellschaftlicher Polarisierung oder geopolitischer Spannungen. Neben ihrer gesellschaftlichen Relevanz spielt Kultur auch für die Attraktivität eines Wohnortes eine entscheidende Rolle: sechs von zehn Befragten sehen ein vielfältiges Kulturangebot als einen zentralen Faktor für Lebensqualität. In Großstädten und in ländlicheren Gebieten wird das Angebot sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Junge Menschen wünschen sich attraktive Kulturformate

Zwei Drittel der Befragten sagen, dass Kultur ihnen Einblicke in gesellschaftliche Fragen gibt, die in den klassischen Nachrichten nicht vorkommen. Besonders junge Erwachsene unter 30 schätzen Kultur als Inspirationsquelle und kreativen Reflexionsraum, der neue Sichtweisen eröffnet. Sie wünschen sich niedrigschwellige, experimentelle Formate, die ihre Lebensrealität stärker einbeziehen – beispielsweise Veranstaltungen in lockerer Atmosphäre. Gleichzeitig bedarf es einen leichteren Zugang zu Informationen hinsichtlich interessanten Kulturangeboten für junge Menschen. Sie fordern verstärkt, dass Kulturinstitutionen gesellschaftliche Debatten aufgreifen und aktiv mitgestalten. Dies ermöglicht zusätzliche Perspektiven „Die Ergebnisse des Relevanzmonitors zeigen eindrucksvoll, dass Kultur als zentraler Bestandteil einer funktionierenden Demokratie wahrgenommen wird. Doch damit Kultur diese Rolle weiterhin ausfüllen kann, muss sichergestellt werden, dass kulturelle Angebote alle Menschen erreichen – unabhängig von ihrem Alter, Wohnort, ihrem Einkommen oder ihrer bisherigen Verbindung zur Kultur“, erklärt Dorothea Gregor, Kulturexpertin der Liz Mohn Stiftung.

Stadt-Land-Gefälle bleibt Herausforderung

Während Menschen in Großstädten in der Regel von einem breiten Kulturangebot profitieren, bleibt der Zugang in ländlichen Regionen deutlich eingeschränkter. In urbanen Zentren bewerten fast neun von zehn Menschen ihr Kulturangebot als gut, in kleineren Gemeinden hingegen mit fünf von zehn nur gut die Hälfte. Diese Ungleichheit zeigt sich auch in der tatsächlichen Nutzung kultureller Angebote: Der Besuch von Theatern, Konzerten oder anderen Veranstaltungen ist in städtischen Gebieten auch dadurch wesentlich höher als auf dem Land.

Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Kultur als gesellschaftlicher Faktor

Um Kultur in Deutschland weiter als demokratiefördernde Kraft zu stärken und ihre gesellschaftliche Relevanz langfristig zu sichern, sollten folgende Maßnahmen priorisiert werden:

  • Zugang zu Kultur verbessern: Politik und Träger von Kulturinstitutionen sollten niedrigschwellige Angebote und Formate schaffen, die insbesondere junge Menschen und einkommensschwache Gruppen stärker einbeziehen. Gleichzeitig braucht es einen besseren und zielgruppengerechten Zugang zu Informationen über Kulturangebote.
  • Kultur als „Demokratie-Labor“ nutzen: Kulturinstitutionen könnten noch stärker als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Wertevermittlung gefördert, und bestehende Strukturen erhalten und weiterentwickelt werden.
  • Kulturelle Bildung ausbauen: Es empfiehlt sich, Kultur wieder verstärkt als Bestandteil der schulischen und universitären Bildung zu integrieren, um frühzeitig die Bedeutung kultureller Teilhabe zu vermitteln.
  • Attraktivere Kulturformate entwickeln: Geförderte Kulturinstitutionen sollten partizipative, alltagsnahe Veranstaltungen und Programme etablieren, die die Lebensrealität der jungen Generation besser widerspiegeln und ihnen so einen leichteren Zugang zu den Angeboten bieten.
  • Stadt-Land-Gefälle reduzieren: Kulturangebote in ländlichen Regionen müssen gezielt ausgebaut werden, z.B. durch mobile Kulturformate oder neue Kooperationsformen.
  • Bekenntnis zur Kulturförderung: Eine parteiübergreifende Förderung der Kultur ist essenziell für eine langfristige Sicherung der Vielfalt an kulturellen Angeboten und Strukturen. Politische Entscheidungsträger:innen sollten über Legislaturperioden hinweg eine verlässliche und stabile Unterstützung der Kultur gewährleisten, da sie eine zentrale Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts darstellt.

Alle Ergebnisse der Studie werden am 7. April um 19 Uhr in der Akademie der Künste Berlin vorgestellt und diskutiert. Interessierte Pressevertreter:innen können sich unter presse@adk.de für diese Veranstaltung anmelden. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Studie „Relevanzmonitor Kultur 2025“ als pdf-Download sowie Bildmaterial finden Sie unter https://liz-mohn-stiftung.de/unsere-news/

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg ergänzt dankenswerterweise unseren Ergebnisbericht mit einem Geleitwort zum Thema der Studie.

Zusatzinformationen:
Im Auftrag der Liz Mohn Stiftung hat das Meinungsforschungsinstitut forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH eine bundesweite, repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Stellenwert der Kultur in Deutschland durchgeführt. Der Relevanzmonitor Kultur 2025 liefert umfassende Einblicke in die Wahrnehmung, Nutzung und gesellschaftliche Bedeutung von Kulturangeboten. Die Befragung wurde zwischen dem 14. Januar und 4. Februar 2025 online durchgeführt. Insgesamt wurden 3.519 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse wurden anschließend auf die Gesamtbevölkerung gewichtet.

forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH ist eines der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute in Deutschland mit Standorten in Berlin, Frankfurt am Main und Dortmund. Jährlich befragt forsa über 500.000 Menschen zu einer Vielzahl von Themen aus den Bereichen Markt-, Medien-, Politik- und Sozialforschung. Dabei setzt forsa die gesamte Bandbreite der Methoden der empirischen Sozialforschung ein. Der „Relevanzmonitor Kultur 2025“ wurde online mit forsa.omninet erhoben – ein für die deutsche Online-Bevölkerung ab 14 Jahre repräsentatives Panel mit mehr als 150.000 aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern, das ausschließlich offline über Telefoninterviews rekrutiert wird.

Ansprechpartnerin für Presseanfragen:

Simone Dollmann
Tel: +49 (0)30 3087 597 -16
Email: simone.dollmann@psmusicberlin.com

Zur Übersicht