Rhythmen, Farben, Nuancen

Das Kammerorchester Les Siècles, Dirigent François-Xavier Roth und die Geigerin Isabelle Faust bringen ein gemeinsames Album mit Werken von Igor Strawinksy bei Harmonia Mundi heraus – erhältlich ist es ab dem 3. März.

 

Fast wundert man sich, dass es noch kein Album von Geigerin Isabelle Faust und dem französischen Kammerorchester Les Siècles unter der Leitung von François-Xavier Roth gibt, sind sich die drei in Spielfreude, ihrem Musikverständnis und ihrer sensibel-respektvollen Herangehensweise an unterschiedlichste Werke doch so nah: Am 3. März erscheint also ihr erstes gemeinsames Album mit Werken von Igor Strawinsky beim französischen Label Harmonia Mundi.

Die Musiker:innen widmen sich Stücken, die weniger häufig gespielt werden als seine großen „Jugendwerke“ wie die Ballette L’Oiseau de feu, Petrouchka oder Le Sacre du printemps. Gleichzeitig umspannen die eingespielten, hauptsächlich kammermusikalischen Werke eine Schaffenszeit von fast 25 Jahren im Leben des russischen Komponisten von der Pastorale (1907) bis zum Violinkonzert, das 1931 in Berlin unter der Leitung des Komponisten selbst uraufgeführt worden ist. Höchst unterschiedliche Facetten kommen zu Gehör.

 

„Strawinksy ist ein wahres Labyrinth“

Strawinsky ist für Les Siècles, das gerade 25-jähriges Bestehen feierte, und seinen Gründer Roth ein steter Begleiter. Bereits seit 2009 beschäftigen sie sich mit ihm. Roth sagt: „Strawinsky ist ein wahres Labyrinth, immer spannend, aber ohne fixe Antwort. Ich denke, es war vor allem seine unersättliche Neugier, die ihn dazu führte, immer wieder ganz neue Klanglandschaften zu erkunden. Wir folgen ihm dorthin, indem wir versuchen herauszufinden, wie die Rhythmen, Farben und Nuancen zu seiner Zeit waren.“ Um diesem Ziel nahe zu kommen, verwenden die Musiker:innen von Les Siècles auch für diese Aufnahme Originalinstrumente der jeweiligen Entstehungszeit. Ebenso hat Isabelle Faust Darmsaiten auf ihre Geige gezogen.

Für Isabelle Faust, die für ihre Spielintensität umjubelte Solistin und Kammermusikerin, sagt über Strawinskys Violinkonzert: „Es lässt die ganze technische Bandbreite der Violine in eine strikte, kontrollierte expressive Form einfließen. Gleichzeitig enthält es eine ganze Theater- und Ballettwelt, die sich hier den Hörerinnen und Hörern öffnet.“

 

Kammermusikalische Perlen

Das Violinkonzert schrieb Strawinsky eher widerwillig, es war eine Auftragskomposition. Zur Vermeidung des klassischen dreisätzigen Schemas legte Strawinsky sein Violinkonzert in vier Teilen an: Toccata, Aria I, Aria II, Capriccio – und ließ sich von der Kammermusik inspirieren. „Da erschien es uns folgerichtig, diese CD mit etlichen kammermusikalischen Perlen zu vervollständigen, die ich mit einigen Musikerinnen und Musikern der Siècles spiele“, erklärt Faust.

Gemeinsam brachten Orchester, Roth und Faust das Violinkonzert weltweit rund zehnmal auf die Bühne. „Dadurch konnten wir diese Musik in ihrer ganzen Vielfalt, ihrer ganzen Ausgewogenheit und Plausibilität mit Leben erfüllen und sie geradezu atmen!“, sagt Roth. Davon kann man sich selbst mit der neuen Aufnahme überzeugen.

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