Sarah Willis: Wiedersehen in Kuba

Das „Mozart y Mambo“-Projekt geht mit den „Cuban Dances“ und Musikern des Buena Vista Social Club in die zweite Runde – mit dem allerersten kubanischen Hornkonzert, einer Herbst-Tournee und einer arte-Dokumentation.

 

Dass Mozart-Kompositionen und Mambo-Musik ganz hervorragend miteinander harmonieren bewies Sarah Willis auf eindrucksvolle Weise im Jahr 2020: Gemeinsam mit dem Havana Lyceum Orchestra und Dirigent José Antonio Méndez Padrón eroberte sie mit „Mozart y Mambo“ die Herzen der Kritiker:innen ebenso wie die Klassikcharts und Social-Media-Kanäle. Allein auf Facebook wurde das auf dem Album enthaltene „Rondo alla Mambo“ 8,5 Millionen Mal angesehen – die Resonanz aus der ganzen Welt war überwältigend. Die Einspielung vereinte beliebte Solostücke für Horn von Wolfgang Amadeus Mozart mit traditioneller kubanischer Musik und schaffte es auf einmalige Weise, die mitreißende Energie dieser nur auf den ersten Blick konträr scheinenden Musikstile einzufangen. „Wenn man diesem hinreißenden Mozart-Mambo-Mix zuhört, will man einfach tanzen“, hieß es bei BR-Klassik.

 

Mozart y Mambo: viel mehr als nur ein Album

Allerdings beschränkte sich die Vision von Sarah Willis nicht nur auf die Aufnahme allein: „Mozart y Mambo“ ist viel mehr als nur ein transatlantisches Albumprojekt. 2021 gingen die Hornistin und das Orchester auf große Deutschlandtournee, die Deutsche Welle begleitete Zusammenkünfte auf Kuba für einen umfangreichen Dokumentarfilm, vor allem aber wollte Willis weltweit ein Bewusstsein dafür schaffen, wie vielfältig und beeindruckend die kubanische klassische Musikszene ist. Ein Teil der Einnahmen aus den CD-Verkäufen kam dem Kauf neuer Instrumente für kubanische Musiker:innen zugute, so dass das Orchester nun so gut klingt wie noch nie. 2021 verlieh Queen Elizabeth II Sarah Willis für ihre Verdienste um die klassische Musik den Titel MBE („Member of the Order of the British Empire“). Willis sieht diese Auszeichnung auch als Anerkennung für ihre Arbeit in Kuba.

 

Auf einen Tanz: mit jungen kubanischen Musiker:innen und Mitgliedern des Buena Vista Social Club

Zwei Jahre nach dem großen Erfolg des ersten Albums setzen Sarah Willis und das Havana Lyceum Orchestra ihre Reise nun auf inspirierende Weise fort. Mit dabei sind auch zwei Musiker des legendären kubanischen Buena Vista Social Club: Carlos Calunga und Enrique Lazaga. Für „Mozart y Mambo – Cuban Dances“, das im September bei Alpha Classics erscheint, hat Sarah Willis das weltweit erste kubanische Hornkonzert in Auftrag gegeben. Fünf kubanische Komponisten sowie eine Komponistin haben hierfür sechs Tänze für Solo-Horn, Streicher und Percussion geschrieben. Sie sind von den bekanntesten Tanzrhythmen verschiedener Regionen in Kuba inspiriert und bilden die sechs Sätze des Hornkonzerts „Cuban Dances“.

 

„Mit ‚Cuban Dances‘ haben wir eine musikalische Landkarte von Kuba und seiner Musikgeschichte geschaffen. Die Tänze – Son, Danzón, Guaguancó, Bolero, Cha-cha-chá und Changüí – vorzubereiten und aufzunehmen war eine der größten musikalischen Herausforderungen, denen ich mich bislang gestellt habe. Das lag nicht nur am technischen Anspruch der Hornsoli. Wie meine kubanischen Freund:innen sagen, wenn du sie [die Tänze] nicht tanzen kannst, kannst du sie nicht spielen‘. Wie recht sie hatten!“

Sarah Willis

 

Mozart im nächtlichen Havanna

Nicht nur fordern die „Cuban Dances“ zum Tanz auf, sondern es erklingt auf dem Album selbstverständlich auch Musik von Mozart: in Form der Hornkonzerte Nr. 1 in D-Dur und Nr. 2 in Es-Dur. Wie bereits für die letzte Veröffentlichung zeichneten Willis und das Havana Lyceum Orchestra die Werke bei Nacht in einer Kirche auf, um den durchaus lautstarken Alltag Havannas nicht gleich mit auf CD zu bannen. „Wieder einmal haben mich die Präzision und Hingabe des Orchesters umgehauen,“ so Sarah Willis. „Ich hätte mir kein besseres Orchester vorstellen können, um die Mozart-Konzerte aufzunehmen.“

Abgerundet wird das Album durch neue Arrangements von Jorge Aragón der traditionellen kubanischen Lieder „Veinte Años“ und „El Bodeguero“ sowie durch „Pa Pa Pa“. Letzteres verweist mit einem Augenzwinkern auf Die Zauberflöte: „Im ursprünglichen Duett planen Papageno und Papagena ihre gemeinsame Zukunft. In Edgar Oliveros charmanter kubanischer Version der berühmten Passage führen Horn und Bariton-Saxophon, von Klavier, Bass und Percussion untermalt, eine ganz ähnliche Unterhaltung,“ erzählt Sarah Willis.

 

arte-Dokumentation und Konzerte im Herbst 2022

Bereits der erste Teil von „Mozart y Mambo“ wurde von der Deutschen Welle filmisch begleitet; für die „Cuban Dances“ ist nun ebenfalls ein sehr besonderes Filmprojekt mit arte und ZDF entstanden: Das Orchester und die Solistin führten die einzelnen Tänze der „Cuban Dance Suite“ an ihren jeweiligen Ursprungsorten auf Kuba auf und wurden dabei von einem Kamerateam begleitet. Die Aufzeichnungen dieses einzigartigen musikhistorischen Roadtrips erscheinen im Herbst 2022 auf arte. Hier können die Zuschauer:innen erfahren, wie groß die gegenseitige Wertschätzung zwischen den kubanischen Musiker:innen und Sarah Willis ist, und dass die Liebe zur Musik weder kulturelle noch menschliche Grenzen kennt.

Im Oktober sind Willis und das Havana Lyceum Orchestra mit dem Projekt auch live in Europa zu erleben: Sie spielen Konzerte in Salzburg, München, Wiesbaden und Berlin.

Mehr zum Projekt „Mozart y Mambo“ erfahren Sie hier.

 

Kommende Konzerte von Sarah Willis und dem Havana Lyceum Orchestra:

23. Oktober: Salzburg (Mozarteum)
24. Oktober: München (Reithalle)
25. Oktober: Wiesbaden (Kurhaus)
29. Oktober: Berlin (Kammermusiksaal der Philharmonie)

 

 

Mozart y Mambo: Cuban Dances
erscheint im September 2022 bei Alpha Classics

Sarah Willis – Horn
Carlos Calunga – Gesang
Enrique Lazaga – Güiro
Havana Lyceum Orchestra
José Antonio Méndez Padrón – Dirigent

  1. Wolfgang Amadeus Mozart: Hornkonzert Nr. 2 in Es-Dur K.417
  2. Cuban Dances:
    Pepe Gavilondo & Yasel Muñoz: Tamarindo Scherz-so
    Yuniet Lombida: Danzón de la Medianoche
    Wilma Alba Cal: Guaguancó Sencillo
    Jorge Aragón: Un Bolero para Sarah
    Yuniet Lombida / Ernesto Oliva:  Sarahchá
    Ernesto Oliva: ¡Ay Comay! Un Changüí pa´SariW
  3. Wolfgang Amadeus Mozart: Hornkonzert Nr. 1 in D-Dur K.412
  4. Maria Teresa Vera: Veinte Años (arr. Jorge Aragón)
  5. Richard Egües: El Bodeguero (arr. Jorge Aragón)
  6. Wolfgang Amadeus Mozart / Edgar Olivero: Pa Pa Pa

Foto: Monika Rittershaus
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