Savoir Vivre, Savoir Chanter
Salzburger Sommer mit Hoffmann und neuem französischem Album „Douce France“ auf Deutsche Grammophon: Zweifelsohne zählt Benjamin Bernheim derzeit zu den gefragtesten lyrischen Tenören weltweit – allein in der Saison 2023/24 kehrte er an alle renommierten Opernhäuser in Titelrollen zurück: Der Diapason-d’Or-Gewinner sang an der Opéra national de Paris, dem Opernhaus Zürich, dem Teatro de la Scala, der Wiener Staatsoper und an der New Yorker Metropolitan Opera. Zum krönenden Abschluss einer erfolgreichen Spielzeit wartet der Franzose nun mit der Titelrolle in „Les Contes d’Hoffmann“ bei den Salzburger Festspielen in einer Neuproduktion auf. Sein neues Album „Douce France“, das am 30.08.2024 bei der Deutschen Grammophon erscheint, widmet sich dem französischen Liedrepertoire.
Gerade noch begeisterte Benjamin Bernheim das Mailänder Publikum mit seinem gefeierten Werther im Teatro de la Scala, setzt er nun weitere wichtige Akzente im französischen Fach: vom 13. bis 30. August 2024 ist er zum wiederholten Mal bei den Salzburger Festspielen zu Gast und präsentiert auch hier einen französischen Klassiker: die Rolle des Hoffmann in Offenbachs „Les Contes d’Hoffmann“. Bernheim blickt mit Vorfreude auf die Produktion: „Anders als viele andere Figuren, die ich singe, hat Hoffmann so viele unterschiedliche Facetten, dass ich als Schauspieler voll in ihm aufgehen kann. Ich kann wütend sein und verliebt, dumm oder naiv. Dass ich auf der Bühne mit so unterschiedlichen Farben malen darf, bereitet mir eine unheimliche Freude.“
Umso besser, dass auch das amerikanische Publikum in den Genuss von Bernheims Hoffmann kommt: Von 24. September bis 18. Oktober 2024 ist er an der New Yorker Metropolitan Opera erneut in der Rolle zu hören.
Mit seinem neuen Album „Douce France“ zeigt Bernheim, warum er ebenfalls als wichtiger Bewahrer der französischen Musiktradition bekannt ist. Einfühlsam und intelligent interpretiert er die Zyklen „Les nuits d’étévon“ von Hector Berlioz, „Poème de l’amour et de la mer“ von Ernest Chausson und „L’invitation au voyage“ von Henri Duparc, fängt so den Zauber des französischen Sommers ein – und vollendet seine Hommage an die frankophone Lebenskultur durch populäre Chansons von Joseph Kosma, Charles Trenet und Jacques Brel.
„Ich habe nie verstanden, warum der französische Mélodie-Gesang in Frankreich auf so wenig Anklang bei Tenören stößt, wenn doch viele Baritone sich dieser Tradition vollen Herzens verschrieben haben und unsere deutschen und britischen Nachbarn ihr nationales Liedgut mit großer Hingabe am Leben erhalten,“ so Benjamin Bernheim. „Mir persönlich war sehr daran gelegen, angelehnt an den klassischen Liederabend auch populäre Stücke aufzunehmen. Trenet und Kosma schrieben ihre Chansons zunächst für Yves Montand, der italienischer Abstammung war, Jacques Brel war Belgier und ich bin französisch-schweizerischer Herkunft; mit diesen Miniaturen wollte ich also auch der Vielfalt der französischsprachigen Musik eine Entsprechung schaffen.“
Die Auseinandersetzung mit den Liedzyklen habe spannende Entdeckungen mit sich gebracht, so Bernheim:
„Ich war davon ausgegangen, dass die meisten der Lieder vornehmlich für Frauenstimmen komponiert wurden. Als ich mich näher mit ihnen beschäftigte, mich mit befreundeten Musikwissenschaftler*innen austauschte und in zurückliegende Einspielungen hineinhörte, zeichnete sich jedoch ein ganz anderes Bild ab. Die Zyklen von Berlioz und Chausson wurden ganz oder teilweise für Tenorstimme konzipiert und zunächst mit Klavierbegleitung aufgeführt, bevor sie später orchestriert und mit Frauenstimmen in Verbindung gebracht wurden. Ich möchte mit ‚Douce France‘ die besondere Intimität wiederherstellen, die eine Begleitung am Piano ermöglicht.“
Bernheims musikalische Partnerin auf dem Album ist die Pianistin, Dirigentin und Pädagogin Carrie-Ann Matheson, mit der Bernheim schon seit einiger Zeit eine enge künstlerische Zusammenarbeit verbindet.
Foto: Julia Wesely