Philipp von Steinaecker & Mahler Academy Orchestra

Schönheit am Rande des Abgrunds: Wegweisende Originalklang-Veröffentlichung und Tournee im Spätsommer

Mit ihrer Einspielung von Gustav Mahlers 9. Symphonie auf Wiener Original-Instrumenten setzen Philipp von Steinaecker und das Mahler Academy Orchestra einen neuen Meilenstein in der historischen Aufführungspraxis rund um den österreichischen Komponisten. Das Album erscheint am 21. Juni 2024 bei Alpha Classics; eine umfangreiche Tournee führen das Orchester und den Dirigenten im September 2024 zudem u.a. ins Konzerthaus Wien, Concertgebouw Amsterdam, in die Kölner Philharmonie und in die Philharmonie de Paris.

„Daß alles durchaus so zu Gehör kommt, wie es in meinem inneren Ohr ertönt, ist die Forderung, zu der ich alle zu Gebote stehenden Mittel bis aufs letzte auszunützen suche. Nur am richtigen Platze und in seiner völligen Eigenart darf jedes Instrument verwendet werden.“

Gustav Mahler

 

Wenn es um die Instrumentierung ging, war Gustav Mahler ein regelrechter Pedant: Während seiner Zeit als Direktor der Wiener Hofoper ließ er das gesamte Instrumentarium der Wiener Philharmoniker nach seinen Vorstellungen erneuern. Eitelkeit  spielte dabei weniger eine Rolle als ein sehr spezifische Klangqualität, welche den Musikern ein Maximum an Können und Feingefühl abverlangte. Mahler selbst kommentierte: „Wenn ich einen leisen, verhaltenen Ton hervorbringen möchte, ich ihn nicht von einem Instrument spielen, das ihn leicht hergibt, sondern lege ihn in jenes, welches ihn nur mit Anstrengung und gezwungen, ja oft mit Überanstrengung und Überschreitung seiner natürlichen Grenzen zu geben vermag. So müssen mir die Bässe und Fagotte oft in den höchsten Tönen quieken, die Flöten tief unten pusten.“  Solcherlei Anstrengungen sind mit modernen Instrumenten kaum noch erforderlich – dabei ist es nicht zuletzt dieser Tanz mit dem musikalischen Risiko, die Schönheit am Rande des Abgrunds, die Mahlers Musik so mitreißend und berührend macht.

Dass sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Mahlers  Originalklang mehr als lohnt, beweisen das Mahler Academy Orchestra und Dirigent Philipp von Steinaecker nun auf eindrückliche Weise mit ihrer Einspielung von Mahlers 9. Symphonie, die am 21. Juni 2024  bei Alpha Classics erscheint. Gemeinsam mit der Busoni-Mahler Stiftung Bolzano-Bozen  und der Stiftung Euregio Kulturzentrum Gustav Mahler Toblach wurde für das Projekt eine Sammlung aufgebaut, die das Instrumentarium der Wiener Philharmoniker um 1900 akribisch rekonstruiert, von der historischen Wiener Oboe, über Holzflöten, die lang vergessene Wiener Tuba, den originalen, eigens für Mahler angefertigten Pauken bis zu Darmsaite und Holzdämpfer. Und auch die Spieltechniken der Aufnahme sind dank einer engen Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler Clive Brown bis ins kleinste Detail historisch informiert. Die enorme Strahlkraft von Mahlers Originalklang habe das Orchester zutiefst beeindruckt, so Philipp von Steinaecker:

„Während der Proben frappierte uns die unglaublich markante Charakterisierung der Holzbläser, das erschütternde Schmettern des Blechs und die Perfektion der Balance der Instrumente untereinander genauso, wie der reine, warme Streicherklang. Wir waren überrascht, wie perfekt sich diese Instrumente miteinander mischen und wie sie Mahlers geniale Orchestrierung  in ihrer Schönheit, aber auch in ihren krassen Momenten, noch einmal auf ein anderes Niveau heben.“

Die Aufnahme entstand 2022 in Toblach, jenem Ort, an dem Mahler seine letzten Werke schrieb und dem Probenort des Mahler Academy Orchestra. 110 Jahre nach der Uraufführung präsentierte das Orchester hier und bei weiteren Konzerten seine historisch informierte Interpretation der Symphonie einem begeisterten Publikum. Und das Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen: Im September gehen Philipp von Steinaecker und das Mahler Academy Orchestra mit Mahlers 5. Symphonie auf Tournee mit Stationen in Toblach, Bozen, Wien, Amsterdam, Köln und Paris. Sie werden bei dieser Gelegenheit auch an einer neuen Einspielung des Werks arbeiten – gute Neuigkeiten also für alle, die Mahler so genießen möchten, wie er sich selbst hören wollte.  Ebenfalls auf dem Tourneeprogramm steht das 3. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow mit dem norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes: ein virtuoses Stück, dass der Komponist übrigens 1910 in New York spielte – unter der Leitung von Gustav Mahler!


Über das MAHLER ACADEMY ORCHESTRA

originalklang project

Das Mahler Academy Orchestra ist Teil der Gustav Mahler Academy Bolzano-Bozen, die von Claudio Abbado gegründet wurde, um einen Ort zu schaffen, an dem 45 außergewöhnlich begabte junge Musiker*innen aus der ganzen Welt unter idealen Bedingungen entscheidende Impulse für ihr gesamtes Musikerleben erhalten. In enger Zusammenarbeit mit herausragenden Pädagog*innen und Solist*innen arbeiten sie an ihrem individuellen Spiel sowie an ihrem Können als Kammermusiker*innen, um die dabei erlernte hoch dialogische Spielweise ins Orchester zu tragen.

Für das originalklang project 2022 des Mahler Academy Orchestras spielten neben den jungen Musiker*innen der Gustav Mahler Academy 55 Musiker aus Europäischen Top-Ensembles: Accademia di Santa Cecilia Rome; AnimAeterna; Artemis Quartett; Balthasar Neumann Ensemble; Basler Kammerorchester; B-Rock; Budapest Festival Orchestra; Camerata Salzburg; Concertgebouw Orkest Amsterdam; Deutsches Symphonieorchester Berlin; Dortmunder Philharmoniker; Leipziger Streichquartett; Maggio Musicale Fiorentino; Mahler Chamber Orchestra; NDR Radiophilharmonie; Orchestre de Paris; Orquesta de Galicia; Orchestre National de France; Royal Stockholm Philharmonic; Slovenska Filharmonija; Staatskapelle Dresden; Staatsorchester Kassel; Staatstheater Halle; Teatro Massimo Palermo; Wiener Symphoniker.

Das originalklang project der Gustav Mahler Academy ist eine Koproduktion zwischen der Busoni-Mahler Stiftung Bolzano-Bozen und der Stiftung Euregio Kulturzentrum Gustav Mahler Toblach.


Über PHILIPP VON STEINAECKER

Dank seiner profunden stilistischen Kenntnisse und kommunikativen Persönlichkeit ist Philipp von Steinaecker ein sehr vielseitiger Dirigent, dessen Ruf als Interpret der Musik der Deutschen Romantik, der Zweiten Wiener Schule aber auch des Barocks ständig wächst. Er war Erster Gastdirigent der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana und die Liste seiner Gastengagements erweitert sich ständig. Sie umfasst unter anderen das Gürzenich Orchester, Scottish Chamber Orchestra, Tokyo Metropolitan Orchestra, Orchestre de Chambre de Paris, Antwerp Symphony Orchestra, Mahler Chamber Orchestra, Prague Philharmonia und das SWR Symphonieorchester. Auch in der Oper ist Philipp von Steinaecker versiert, mit von der Kritik gefeierten Produktionen wie Zauberflöte in Verona, Gounods La Colombe bei der Chigiana in Siena, Csárdásfürstin in Bozen, Tosca und Fairy Queen in Innsbruck, sowie Così fan tutte in Ljubljana.

Als Künstlerischer Kurator der Gustav Mahler Academy Bolzano-Bozen engagiert er sich intensiv für die Ausbildung und Förderung junger Musiker*innen. Im September 2022 brachte er erstmals Profis und junge Musiker*innen aus ganz Europa für das neue originalklang project des Mahler Academy Orchestras zusammen.

Philipp von Steinaecker wurde nachhaltig durch die Mentorschaft von Claudio Abbado geprägt, mit dem er zunächst als Cellist und Gründungsmitglied des Mahler Chamber Orchestras und dann als Assistent und Gastdirigent von Abbados Orchestra Mozart zusammenarbeitete. Als Mitglied des Orchestre Révolutionnaire et Romantique erhielt er außerdem entscheidende Impulse von Sir John Eliot Gardiner, dessen Assistent er ebenfalls wurde.


Mahler Academy Orchestra & Philipp von Steinaecker

Kommende Termine:

8.9.24 Toblach Grandhotel
10.9.24 Bolzano Teatro Comunale
11.9.24 Konzerthaus Wien
12.9.24 Concertgebouw Amsterdam
13.9.24 Kölner Philharmonie
15.9.24 Philharmonie de Paris

 

Tourprogramm:

Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 (Solist: Leif Ove Andsnes)
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 5


Foto © Annemone Taake Photography
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