„Wien ist wie ein zweites Zuhause“

Pablo Heras-Casado beschließt mit dem Concentus Musicus Wien den Monteverdi-Reigen an der Staatsoper mit „Il ritorno d'Ulisse in patria“ – und dirigiert die Wiener Symphoniker und das Freiburger Barockorchester in der österreichischen Hauptstadt.

Die österreichische Hauptstadt ist in der ersten Jahreshälfte kaum aus dem Kalender des spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado wegzudenken. Zunächst startete er mit den Wiener Symphonikern ihre Januar-Tournee durch Österreich und Deutschland im Konzerthaus mit einem besonderen Programm: In der ersten Konzerthälfte spielten sie Brahms‘ Erste Sinfonie, in der zweiten seine Zweite. Nun ist Heras-Casado wieder in Wien. Die Proben für Il ritorno d’Ulisse in patria haben begonnen – mit dieser Oper schließt der Claudio-Monteverdi-Reigen an der Staatsoper. Das Besondere dabei: Pablo Heras-Casado dirigiert den Concentus Musicus Wien, das weltberühmte Originalklang-Ensemble des 2016 verstorbenen Nicolaus Harnoncourt, einer der Pioniere der historisch-informierten Aufführungspraxis. Es war Harnoncourt selbst, der Pablo Heras-Casado dem Concentus Musicus vorstellte und ihn einlud, sein Ensemble zu dirigieren – damals schon mit einem Monteverdi-Programm.

So weiß Heras-Casado, dass es Harnoncourts Traum gewesen sei, dass der Concentus Musicus einmal in der Staatsoper spielte. Er wurde wahr. Zum ersten Mal war das Ensemble 2021 im Graben der Staatsoper mit L’incoronazione di Poppea zu hören, 2022 folgte La favola di Orfeo – mit Pablo Heras-Casado als Dirigent. Nach der Premiere der Poppea war im Kurier zu lesen: „Am Pult des guten Concentus Musicus Wien sorgt Dirigent Pablo Heras-Casado für einen straffen und energischen, dabei jedoch nuancierten Originalklang-Sound. Jubel!“

Pablo Heras-Casado erklärt:

 

„Der Monteverdi-Zyklus in Wien, der nun zu Ende geht, ist in gewisser Weise der Höhepunkt meiner lebenslangen Beschäftigung mit seinem Werk. Persönlich ist dieser Abschluss für mich, das gesamte Team der Staatsoper und den Concentus Musicus natürlich sehr emotional.“ 

 

Für das Projekt ist es laut Heras-Casado absolut notwendig, mit einem erfahrenen Originalklang-Ensemble zu arbeiten, denn in diesem Fall sei etwas mehr archäologisches Arbeiten nötig, um die Musik und den Stil zu dechiffrieren. „Man muss über die Aufführungspraxis viel wissen, die Partitur allein gibt nur etwa 30 Prozent vor – die Komponisten konnten sich damals darauf verlassen, dass die Musiker:innen mit dem gängigen Stil vertraut waren. Außerdem braucht man natürlich Spezialist:innen für die alten Instrumente.“

Monteverdi, die alte Musik, waren der Ausgangspunkt von Heras-Casados Arbeit. So hat er mit mit dem Balthasar Neumann Chor und Ensemble die gesamte „Selva morale e spirituale“ eingespielt – eine Sammlung fast 40 geistlicher Werke, die die gesamte Bandbreite von Monteverdis Können zeigen –, und für den ORF zu den Internationalen Barocktagen Stift Melk die „Vespro della beata vergine“ (die Marienvesper) mit dem Concentus Musicus Wien zur Aufführung gebracht. Mittlerweile fühlt er sich musikalisch in so gut wie jeder Epoche zu Hause. In den vergangenen 15 Jahren arbeitete er sich systematisch in die deutsche Romantik. Davon zeugt auch das kommende Projekt mit dem Freiburger Barockorchester – ebenfalls ein Klangkörper, der sich der historisch-informierten Aufführungspraxis verschrieben hat: Gemeinsam gehen sie mit Schuberts Zweiter Sinfonie sowie Mendelssohns Sommernachtstraum auf Tournee und spielen am 4. Mai im Wiener Musikverein. Pablo Heras-Casado verbindet musikalische Welten: Denn zuvor, am 15. und 16. April, ist er wieder zu Gast bei den Wiener Symphonikern, mit ihnen bringt er u. a. Ligeti auf die Bühne des Konzerthauses der österreichischen Hauptstadt.

Kein Wunder, dass Pablo Heras-Casado sagt:

„Mit Wien fühle ich mich mittlerweile sehr verbunden. Es ist wie ein zweites, sehr aufregendes Zuhause.“

 

 

Pablo Heras-Casados kommende Termine in Wien:

2. bis 14. April, Staatsoper

Concentus Musicus Wien
Monteverdi: Il ritorno d’Ulisse in patria

Streaming:

Die Premiere wird live ab 18.30 Uhr auf Radio Ö1 ausgestrahlt. Die Vorstellung am 14. April kann ab 19 Uhr weltweit live und kostenlos (Registrierung erforderlich) auf play.wiener-staatsoper.at und myfidelio verfolgt werden. Der Stream ist für 72 Stunden auf play.wiener-staatsoper.at bzw. 7 Tage auf myfidelio verfügbar. 

 

15. und 16. April, Konzerthaus

Wiener Symphoniker
Gabriela Montero, Klavier
Ligeti: Lontano
Ravel: Rapsodie espagnole
Falla: Noches en los jardines de España
Debussy: La Mer

 

4. Mai, Musikverein

Freiburger Barockorchester
Schubert: Sinfonie Nr. 2
Mendelssohn: Ein Sommernachtstraum

Alle weiteren Termine von Pablo Heras-Casado finden Sie hier.

Foto: Jiyang Chen
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