Wiener Symphoniker präsentieren sich zum Saisonantritt mit neuem Chefdirigent Petr Popelka

Im September tritt Petr Popelka seinen Posten als neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker an – ein bemerkenswerter Schritt in der steilen Karriere des Tschechen. Warum sich die Symphoniker ohne zu zögern für Popelka entschieden, zeigen sie in ihrer ersten gemeinsamen Saison mit einer Fülle an Konzerten. Im September präsentieren sie in Wien u.a. die Gurre-Lieder zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs sowie ein Antrittsprogramm aus Werken von Tschaikowski und Bartók. Das gleiche Programm nehmen sie direkt im Anschluss mit auf Tournee nach Bratislava, Verona und Merano.

  • 13./14. September 2024: Gurre-Lieder in Wien zum 150. Geburtstag
    Arnold Schönbergs
  • 18./19. September 2024: Antrittskonzert im Wiener Konzerthaus mit Werken von Tschaikowski und Bartók und Pianistin Anna Vinnitskaya

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass Petr Popelka erstmals bei den Wiener Symphonikern auf dem Podium stand. Aber wenn die Chemie stimmt, dann stimmt sie eben: Als der Dirigent 2022 für ein Mahler-Programm nach Wien kam, war die Zusammenarbeit bereits so harmonisch und erfolgreich, dass die Symphoniker ihn bereits ein Jahr später zu ihrem neuen Chefdirigenten wählten. Petr Popelka erinnert sich immer wieder gern an die Mahler-Aufführungen:

„Das war die wohl schönste Konzertwoche in meinem bisherigen Leben. Das Orchester hat mich mit großer Offenheit aufgenommen. Ich fühlte mich von Anfang an unglaublich wohl. Wenn man so herzlich empfangen wird, dann traut man sich auch gleich viel mehr, geht viel mehr aus sich heraus.“

Einfühlsam, menschlich, uneitel – Popelka ist der Gegenentwurf zum Klischee des despotischen Maestros; das gemeinsame Musizieren steht immer im Zentrum seiner Arbeit. Die meisten Klangkörper spüren schnell, dass er aus der Mitte des Orchester heraus musiziert, denn Popelka war viele Jahre lang selbst Instrumentalist in der Staatskapelle Dresden. Diese Mischung aus einem tief empfundenen, über Jahrzehnte gewachsenen Zugang zur Musik und einer partizipativen, offenen Grundhaltung war es auch, die Popelka nach Beendigung seiner Karriere als Kontrabassist einen rasanten Aufstieg als Dirigent bescherte, inklusive Positionen in Hamburg, Oslo und seiner Heimat Prag. Gastdirigate führten ihn u.a. zum Chicago Symphony Orchestra, Cleveland Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, zum Gewandhausorchester Leipzig und ans Opernhaus Zürich (Mozarts “Don Giovanni”), an die Semperoper Dresden (Schostakowitschs “Nase”) oder ans MusikTheater an der Wien (Weinbergers “Schwanda”).   

Vom Bassbogen zum Taktstock

Petr Popelka begann im Alter von zwölf Jahren, Kontrabass zu spielen. Bereits mit 18 erhielt er seine erste Anstellung im Radio-Symphonieorchester Prag; 2009 wurde er Akademist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Seine weitere Laufbahn führte Popelka schließlich zur Staatskapelle Dresden, wo er zehn Jahre lang unter Christian Thielemann stellvertretender Solo-Kontrabassist war. Thielemann zählt ebenso wie Jansons bis heute zu Popelkas wichtigen musikalischen Einflüssen. Nach einem Jahrzehnt in Dresden sehnte sich Petr Popelka  jedoch nach einer Veränderung: Das Podium lockte ihn mit all seinen musikalischen Möglichkeiten. Popelka nahm an Meisterkursen und Fortbildungen teil, u.a. unter der Leitung von Péter Eötvös, Alan Gilbert und Jaap van Zweden. 2019 beantragte er ein Sabbatical, um sich ganz dem Dirigieren zu widmen. Und dann ging alles ganz schnell: In der Saison 2019/20 ernannte Gilbert ihn zum ersten Conductor Fellow des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Nur ein Jahr nach Beginn seines Sabbaticals folgte der damals 34-jährige Petr Popelka nach wiederholten Konzerteinladungen aus Skandinavien dem Ruf, neuer Chefdirigent des Norwegischen Rundfunkorchesters zu werden. 2022 kehrte er zudem als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Prager Radio-Symphonieorchesters zurück in seine tschechische Heimat.

Konzertvielfalt im Jahr 2024

Bereits vor seinem Amtsantritt im Spätsommer war Petr Popelka mit den Wiener Symphonikern auf großer Tournee live zu erleben. Mit einem Programm aus Dvořáks Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op.104 sowie Richard Strauss‘ „Don Juan“ und „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ machten sie im April 2024 gemeinsam mit Gautier Capuçon Station im Musikverein Wien, in der Alten Oper Frankfurt, der Elbphilharmonie, der Tonhalle Düsseldorf, der Philharmonie Berlin, der Isarphilharmonie, den Musikfestspielen Saar, im Muziekgebouw Eindhoven sowie in der Antwerpener Queen Elizabeth Hall. Zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs bringen Petr Popelka und die Wiener Symphoniker im September 2024 weitere Schlüsselwerke auf die Bühne: die Gurre-Lieder, im Musikverein Wien, wo diese 1913 uraufgeführt wurden. Ganz offiziell wird es dann noch einmal am 18. und 19. September 2024 im Wiener Konzerthaus. Mit Tschaikowskis Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 und Bartóks Konzert für Orchester Sz 116 tritt Petr Popelka endgültig seinen Posten als Chefdirigent der Wiener Symphoniker an.


Antrittskonzerte Petr Popelka

13./14. September: Musikverein Wien
Gurre-Lieder zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs

Programm:

Arnold Schönberg: „Gurre-Lieder“ für Soli, Chor und Orchester

Petr Popelka, Dirigent
David Butt Philip, Tenor (Waldemar)
Vera-Lotte Boecker, Sopran (Tove)
Sasha Cooke, Mezzosopran (Waldtaube)
Florian Boesch, Bassbariton (Bauer)
Gerhard Siegel, Tenor (Klaus-Narr)
Angela Denoke, Sopran (Sprecherin)
Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde
Wiener Symphoniker

18./ 19. September:  Wiener Konzerthaus 

Programm:

Pjotr Iljitsch Tschaikowski:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23
(Solistin: Anna Vinnitskaya)

Béla Bartók:
Konzert für Orchester Sz 116

 

Fotos: Khalil Baalbaki, Julia Wesely 
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