Andris Nelsons schließt zwei Symphonie-Zyklen seiner beiden Orchester bei der Deutschen Grammophon ab

Das letzte Album des Schostakowitsch-Zyklus mit dem Boston Symphony Orchestra erscheint am 20. Oktober, die CD-Box und das Digitalalbum mit allen Bruckner-Symphonien mit dem Gewandhausorchester Leipzig sowie ausgewählten Wagner-Orchesterwerken eine Woche später am 27. Oktober.

Nachdem Andris Nelsons kürzlich das gemeinsame Strauss-Projekt seiner beiden Orchester in Leipzig und Boston mit einer CD-Box zum krönenden Abschluss gebracht hatte, beendet er nun mit den Orchestern jeweils eigene Symphonien-Zyklen. Die bisherigen Schostakowitsch-Aufnahmen des Boston Symphony Orchestra gewannen bereits drei Grammys. Nun erscheinen am 20. Oktober 2023 die noch fehlenden Symphonien 2, 3, 12 und 13 von Dmitri Schostakowitsch bei der Deutschen Grammophon, letztere unter Mitwirkung von Bassbariton Matthias Goerne, dem Tanglewood Festival Chorus (auch Symphonien Nr. 2 und 3) und dem New England Conservatory Philharmonic Choir. Die Live-Aufnahmen entstanden zwischen November 2019 und Mai 2023, das erste Album mit der 10. Symphonie erschien im Jahr 2015. Der Südwestrundfunk (SWR) fand für den dritten Teil mit den Symphonien Nr. 4 und 11 begeisterte Worte: »Eine schockierend neue Sicht der Dinge! Ein Paradigmenwechsel in der Schostakowitsch-Rezeption!« Das Boston Symphony Orchestra, das Nelsons seit 2014 leitet, kennt Schostakowitsch aufs Beste, denn es kann auf eine lange Tradition verweisen. Die Symphonien des Komponisten sind seit den ersten Aufführungen der Symphonie Nr. 1 im November 1935 – also nicht einmal zehn Jahre nach der Uraufführung – immer wieder im Repertoire des BSO zu finden.

Doch damit nicht genug: Mit dem Gewandhausorchester Leipzig, dessen Kapellmeister Andris Nelsons seit 2018 ist, schließt der Maestro auch seinen Bruckner-Symphonien-Zyklus ab. Am 27. Oktober 2023 erscheint ein Album (10 CDs bzw. Digitalalbum) bei der Deutschen Grammophon, das neben allen Symphonien von Anton Bruckner ausgewählte Ouvertüren und weitere Orchesterwerke Richard Wagners beinhaltet, mit der Nelsons der engen Verbindung von Bruckner zum verehrten Bayreuther Meister Tribut zollt. Der Zauber dieses Zyklus liegt auch in der tiefen Verbindung von Andris Nelsons mit der Musik Bruckners. Er sagt: »Bruckners Musik ist einerseits sehr menschlich und voller Zweifel, auf der anderen Seite vermittelt sie einem aber auch ein Gefühl der Gewissheit und spirituellen Erfüllung.« Noch bevor Nelsons das Amt des Gewandhauskapellmeisters in Leipzig antrat, begannen er und das Orchester 2016 ihren gemeinsamen Bruckner-Zyklus. Nelsons hatte seinen Vertrag zwar schon unterschrieben, aber Orchester und Dirigent befanden sich noch in der »Verlobungszeit«. Seitdem ist Bruckner ihr steter Begleiter. Über das erste Album des Bruckner-Zyklus meint der Deutschlandfunk: »Es vereint Leidenschaft und emotionale Wärme mit einem feinen Klangsinn.«

Für die gemeinsame Gesamteinspielung der Symphonien nahm Nelsons mit dem Gewandhausorchester auch die sogenannte Nullte von Bruckner auf. Viele Dirigenten und Dirigentinnen machen einen Bogen um die vom Komponisten »annullierte« Symphonie. Doch Andris Nelsons wollte sie unbedingt aufnehmen. Er erklärt: »In der Gewandhausgeschichte gab es einen besonderen Hintergrund: Bruno Walter wollte diese Symphonie 1933 erstmals in den Gewandhauskonzerten aufführen, zur Generalprobe wurde er aber von den Nationalsozialisten aus dem Amt des Gewandhauskapellmeisters vertrieben. Diese tragische Lücke wollten wir gern schließen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Symphonie der Ersten in ihrem Temperament und ihrer Spritzigkeit in nichts nachsteht.« Neben die Nullte stellt Nelsons die Rienzi-Ouvertüre – das Vorspiel zu jener Oper, mit der Wagner seinen ersten großen Erfolg feierte. Er nahm sie später dennoch nicht in den Bayreuther Kanon auf, »annullierte« sie ebenfalls. Eine Ouvertüre, die aus dem Bayreuther Kanon nicht wegzudenken ist – die zum Fliegenden Holländer – fand ebenfalls Eingang in die Gesamtaufnahme. Diese drei bisher nicht veröffentlichten Aufnahmen sind auch separat als Digitalalbum erhältlich.

Zwar enden nun zwei monumentale Symphonie-Zyklen, doch mit dem Abschluss dieser Meisterwerke eröffnet Andris Nelsons neue Horizonte. Es geht weiter – in Boston wie in Leipzig und gemeinsam über den Atlantik hinweg.

Dmitri Schostakowitsch – Symphonien 2, 3, 12 & 13

Boston Symphony Orchestra

Veröffentlichung am 20. Oktober

Anton Bruckner – Symphonien Nr. 0-9

Gewandhausorchester Leipzig

Veröffentlichung am 27. Oktober

Foto: Maro Borggreve
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