François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln starten ins Bruckner-Jahr mit Neuaufnahme der 9. Sinfonie

Das Album mit der letzten Sinfonie Anton Bruckners erscheint am 8. März 2024 bei myrios classics. Damit setzen Roth, Generalmusikdirektor der Stadt Köln, und das Gürzenich-Orchester ihr umfangreiches Projekt, die Aufnahme aller Bruckner-Sinfonien, fort. Im Mai folgt bereits das nächste Album.

„Dem lieben Gott“ widmet Anton Bruckner seine 9. Sinfonie, wohlwissend, dass ihn seine Herzkrankheit umbringen wird. Als er im Oktober 1896 stirbt, ist die Nachricht von seinem Tod lediglich eine Randnotiz in der Wiener Zeitung Neue Freie Presse. Jede:r kann ihr jedoch entnehmen, dass sich im Nachlass „Skizzen zum vierten Satz seiner neunten Symphonie“ befinden, von der nur drei Sätze fertig geworden seien. Tags darauf, das Sterbezimmer ist noch nicht versiegelt, kommen die Andenkenjäger. „Befugte und Unbefugte“ stürzen sich „wie die Geier“, so Bruckners entsetzter Arzt, auf die Papiere. Zahlreiche Manuskripte werden gestohlen. Als sechs Tage später der Rest gesichtet wird, sind vom Finale der 9. Sinfonie noch 75 Partiturbögen vorhanden – und selbst die bleiben nicht beieinander.

Und so bleiben zum Zeitpunkt des Todes Anton Bruckners nur drei vollständig erhaltene Sätze, eine Trias, der eine unergründliche Vollkommenheit als Werk innewohnt. Das „letzte Wort“ des Sinfonikers Bruckner stellt somit kein ungestümes Allegro dar, sondern ein Adagio von über 20 Minuten Länge voller Abgründigkeit. Bruckner wirft darin Schatten zurück auf den von ihm so verehrten Richard Wagner – und kündigt gleichsam Arnold Schönbergs Schaffen an. Und wie auch Gustav Mahler, der seine „Neunte“ Jahre später ebenfalls mit einem übergewaltigenden Adagio enden lässt, erlebt Anton Bruckner die Uraufführung seiner letzten Sinfonie und dessen Nachwirkung nicht mehr mit.

Unzählige Komponisten und Bruckner-Forscher haben sich bis dato zwar daran versucht, die Manuskripte des vierten Satzes zu einem Ganzen „im Sinne des Komponisten“ zu rekonstruieren. Roth und das Gürzenich-Orchester Köln bleiben in ihrem vielbeachteten Bruckner-Zyklus jedoch der dreisätzigen Originalfassung treu.

Bis Ende des Jahres erscheinen alle weiteren Sinfonien
2021 startete der Bruckner-Sinfonien-Zyklus bei myrios classics, nun führen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln diesen mit der Einspielung der Neunten fort. Bis Ende des Jahres werden Roth und sein Orchester sämtliche Sinfonien des österreichischen Romantikers in Neuaufnahmen vorlegen. Bereits in seinem Antrittskonzert als Gürzenich-Kapellmeister 2015 begeisterte Roth mit der 4. Sinfonie als Auftakt zu einer neuen Bruckner-Pflege. Er griff damit die gewachsene Tradition des Orchesters auf und beschritt zugleich neue Wege: Der Generalmusikdirektor der Stadt Köln stellt die Erstfassungen der Sinfonien ins Zentrum und unterstreicht deren Zukunftsgewandtheit. »Bruckner lässt in seinen Sinfonien ein regelrechtes Klang-Magma entstehen, indem er das Innenleben der Klänge formt. Ein Hörerlebnis, das die Spektralmusik gewissermaßen vorausnimmt«, sagt Roth.

Bereits erschienen sind Bruckners Siebte, Vierte – und zuletzt, im Dezember 2023, die Dritte. Dieses Album feierte BR-Klassik Ende des Jahres als Album der Woche: »Ohne weihevolles Pathos, straff und resolut steuert Roth Bruckners Höhepunkte an – da franst klanglich nichts aus bei ihm und seinem fantastischen Orchester. Mit messerscharfer Präzision und federndem Puls meißelt Roth die blockhafte Architektur von Bruckners Symphonik heraus. […] Mit kontrollierter Ekstase und musikantischem Esprit zeigt Roth, dass er einer der Großen seines Fachs ist. Das Bruckner-Jahr kann kommen!“ Das Bruckner Jahr ist nun da, und jetzt geht es Schlag auf Schlag. Bis Ende 2024 erscheinen die noch fehlenden Sinfonien: Weiter geht es mit den Einspielungen der Ersten und Zweiten.

Bereits erschienen:

Bruckner 7
11. Februar 2022

Bruckner 4
24. März 2023

Bruckner 3
8. Dezember 2023

Foto: Holger Talinski
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