„Hugo“-Wettbewerb

Frischzellenkur für Konzerttraditionen bei den Montforter Zwischentönen

Wie sehen die Konzerte der Zukunft aus? Wie werden sie uns berühren, inspirieren, mitreißen, aufwühlen?

Genau dieser Frage widmen sich die 14 Student*innen-Teams, die dieses Jahr am „Hugo“-Wettbewerb der Montforter Zwischentöne in Vorarlberg teilnehmen. Begleitet von Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl, den Künstlerischen Leitern des Festivals, erarbeiten sie über mehrere Monate hinweg Konzertdramaturgien, die das Publikum auf völlig neue Weise begeistern und zum Nachdenken anregen sollen. Die Gewinner*innen werden anschließend von einer Fachjury gekürt: Maximilian Maier (Musikredakteur im Bayerischen Rundfunk), Frauke Bernds (Leiterin der Konzertplanung in der Kölner Philharmonie), Peter Paul Kainrath (Intendant des Klangforums Wien) sowie Sarah Wedl-Wilson (Rektorin der Hanns Eisler Hochschule für Musik in Berlin) prämieren die zukunftsweisendste Konzertdramaturgie.

„Neue Ansätze von kreativen Köpfen“
In der Konzeption von Musikperformances neue Wege zu gehen sei ein wichtiger Schritt im Konzertbetrieb, so Maximilian Maier: „Bei aller liebgewonnenen, teils auch sinnvollen Konvention des traditionellen (Abo)-Konzerts: Das Musikleben benötigt dringend eine Frischzellenkur – um relevant zu bleiben, aber auch um wirklich zu berühren.“ Dafür braucht es laut dem Musikredakteur neue Ansätze von kreativen Köpfen, die sich unvoreingenommen, intelligent und phantasievoll an diese Mammutaufgabe machen. Geistige Leistungen müssten jedoch auch honoriert werden und eine Plattform finden: „Beides leistet der „Hugo“ in großartiger Weise. So trägt der Wettbewerb einen unverzichtbaren Teil zur Zukunftsfähigkeit unseres Konzertlebens bei.“

Bunt gemischte Sieger*innen
In den vergangenen Jahren bewiesen die Sieger*innen-Teams bereits, wie groß die Ideenvielfalt ist, die in den Wettbewerb eingebracht wird. 2017 präsentierte beispielsweise das Ensemble Fraktale aus Nürnberg die Performance „Morpheus Metamorphose“, bei der in einem ehemaligen Hallenbad die Musik mit elektronischen Visualisierungen träumerisch ergänzt wurde; dieses Jahr entwickelte ein Schweizer Team einen Abend, bei dem das Publikum die Reihenfolge der Stücke selbst bestimmte. 2018 verwandelte das Ensemble „StimmImpuls“ ein Standesamt in das „Haus der Wünsche“ und zeigte gemeinsam mit Tänzerinnen in vier verschiedenen Räumen ein Programm zum Thema „Begehren“.

Der Wettbewerbsverlauf in Kürze
Das Motto des Wettbewerbs 2020 lautet „Umwege nehmen“; 14 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treten gegeneinander an. Die Teilnehmer*innen sind Ende November 2019 erstmals bei einem Workshop aufeinandergetroffen, bei dem Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl Einsichten, Tipps und erstes Feedback gaben. Bis 8. Januar reichen nun alle Teams ihre Konzepte ein. Ums Ganze geht es schließlich am 4. Februar 2020: Die von der Jury vorab ausgewählten Finalist*innen stellen in kurzen Präsentationen beim „Hugo-Pitch“ ihre Ideen vor. Anschließend bespricht sich die Jury öffentlich vor Publikum und den Teilnehmer*innen. Die Diskussionen zwischen den Juror*innen nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen, ist ein wesentlicher Aspekt des Wettbewerbs.

Das von der Jury prämierte Team erhält ein Preisgeld sowie ein professionelles Produktionsbudget, um sein Konzept Wirklichkeit werden zu lassen. Jedes Jahr werden die Auftritte für andere Räumlichkeiten konzipiert. Zu den Spielstätten der Vorjahre gehören das bereits erwähnte ehemalige Hallenbad sowie der Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Vorarlberg. 2020 bespielen die Sieger*innen erstmals das Montforthaus Feldkirch, einen der renommiertesten Veranstaltungsorte der Region.

Der „Hugo“ ist nach dem mittelalterlichen Dichter und Politiker Hugo von Montfort benannt, der zu den letzten großen Minnesängern gehörte und für den kreativen Erfolg der Teilnehmer*innen posthum Pate steht.

Die wichtigsten Daten im Überblick
25.11.2019       Teams reisen an zum Briefing-Workshop
08.01.2020    Teams reichen Exposés ein
14.01.2020     Bekanntgabe der eingeladenen Teams
30.01.2020     Teams reichen finales Konzept ein
04.02. 2020    Wettbewerbspräsentation: der „Hugo-Pitch“
10.06.2020     Das Sieger*innen-Team bringt sein Konzept zur Aufführung

Über die Montforter Zwischentöne
Die Montforter Zwischentöne starteten im Februar 2015, kurz nach der Eröffnung des neu gebauten Montforthauses Feldkirch. Das Ziel: eine neue Festivalform zu etablieren, die Alltagskultur und Musik in Formaten verbindet, die unmittelbare ästhetische Erfahrungen ermöglichen.

Die Ästhetik verstehen die Zwischentöne dabei im Sinne ihres altgriechischen Wortstammes, der nichts anderes als »Wahrnehmung« bedeutet. Das innovative Festivalformat stellt die intensive Rezeption eines Kunstwerkes in einen persönlich bedeutsamen Kontext und verbindet es mit den Kompetenzen, Fragen, Biografien, den inneren und äußeren Räumen der Besucher, um das Publikum als Teilnehmende und Teilgebende zu gewinnen.

Mit ihrem Anspruch lösten die Montforter Zwischentöne von Beginn an Interesse aus. Auch in den Medien. Michael Stallknecht fasste seine Eindrücke 2017 in der NZZ in diese Worte: »Die Montforter Zwischentöne in Feldkirch schauen in die Zukunft der Musikfestivals und geben dem Festspielgedanken einen neuen Sinn.«

Die Montforter Zwischentöne finden als Veranstaltungsreihe an drei Wochenenden im Jahr statt und sind jeweils einem Hauptthema gewidmet. Die Themen werden mit jahreszeitlich verbundenen Stimmungen, Bräuchen und Festen verbunden. So entstehen Programme, die sich aufeinander beziehen sowie neue Formate, die die Erfahrungen von Künstlerinnen und Experten mit den Erfahrungen des Publikums verbinden.

Als regional vernetztes Festival betreiben die Montforter Zwischentöne nachhaltig wirkende, freundschaftliche Kooperationen mit Musikensembles, Kulturschaffenden, Künstlerinnen und Wissenschaftlern aus der Region Vorarlberg.

www.montforter-zwischentoene.at

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