Andris Nelsons & das Boston Symphony Orchestra

Große Europatournee im Sommer

Zwölf Konzerte, neun Städte und drei große Premieren: Mit Stationen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, England, Slowenien und Frankreich zählt die kommende Europatournee von Andris Nelsons und dem Boston Symphony Orchestra zweifelsohne zu den Highlights des diesjährigen Saisonkalenders – schließlich ist es die erste Konzertreise des Orchesters auf europäischem Boden seit 2018.

 

  • Europapremieren neuer Werke von John Williams, Julia Adolphe und Carlos Simon
  • Solist*innen: Anne-Sophie Mutter und Jean-Yves Thibaudet
  • Auftakt am 25. und 26. August bei den BBC Proms in London, weitere Auftritte u.a. beim Lucerne Festival, beim Musikfest Berlin und bei den Salzburger Festspielen
  • Deutschlandkonzerte in Köln, Dortmund, Berlin und Hamburg

Das Boston Symphony Orchestra ist als eines der großen amerikanischen Uraufführungsorchester bekannt – und wird diesem Ruf auf seiner anstehenden Europatournee mit Musikdirektor Andris Nelsons, Anne-Sophie Mutter und Jean-Yves Thibaudet mehr als gerecht. So steht unter anderem die Deutschlandpremiere des zweiten Violinkonzerts von John Williams auf dem Programm, welches Nelsons und das BSO 2021 im Rahmen des Tanglewood-Festivals mit Anne-Sophie Mutter erstmals auf die Bühne brachten. Als Artist-in-Residence von Tanglewood und Conductor Laureate des Boston Pops Orchestra teilt Williams mit dem Orchester eine enge gemeinsame Geschichte, die sich seit über vier Jahrzehnten fortschreibt.
Auch die Werke zweier renommierter junger Komponist*innen werden auf der Tournee zu hören sein: Four Black American Dances von Carlos Simon, 2022 von Nelsons und dem BSO in Auftrag gegeben und Anfang 2023 in Boston uraufgeführt, sowie Makeshift Castle von Julia Adolphe, einem gemeinsamen Auftragswerk des Boston Symphony Orchestra und des Gewandhausorchesterss Leipzig, das 2022 in Tanglewood mit dem BSO Weltpremiere feierte.

John Williams: Violin Concerto No. 2

Das zweite Violinkonzert ist Zeugnis der langjährigen Zusammenarbeit und Verbundenheit zwischen Anne-Sophie Mutter und John Williams. 2021 brachte Mutter das Violinkonzert in Tanglewood mit dem Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Williams zur Uraufführung; die Aufnahme wurde im Juni 2022 bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht. In Europa wurde das Werk zum ersten Mal im März 2022 in Wien aufgeführt – wiederum mit Mutter und Williams, gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern.

“Für mich geht es in diesem Stück vor allem um Anne-Sophie Mutter und um die Violine als Meisterwerk der Geigenbaukunst“, sagt John Williams. „Es wurde bereits so viel großartige Musik für dieses Instrument geschrieben – vieles davon sogar in den letzten Jahren speziell für Anne-Sophie Mutter –, dass ich mich gefragt habe, worin da mein Beitrag bestehen kann. Letztlich aber wurde diese große Künstlerin selbst zu meiner Inspiration und Antriebskraft.  Wir hatten kürzlich gemeinsam an einem Filmmusik-Album gearbeitet. Dafür hat sie das Thema aus „Cinderella Liberty“ aufgenommen und dabei ein überraschendes und bemerkenswertes Gefühl für Jazz bewiesen.“ 

Im zweiten Violinkonzert finden sich daher vor allem jazzige Einflüsse, aber gerade in der lyrischen und persönlichen Seite des Konzertes stellt John Williams hier seine herausragenden Fähigkeiten als Komponist und musikalischer Erzähler unter Beweis.

 

Carlos Simon: Four Black American Dances

Four Black American Dances steht, wie der Titel verrät, in der Tradition klassischer Tänze. Komponist Carlos Simon ließ sich für das Werk von Tanzstilen inspirieren, die vor allem für schwarze Amerikaner*innen von historischer Bedeutung sind: dem Ring Shout, einem ekstatischen, ritualistischen Tanz in Kreisformation, der vor allem von versklavten Afrikaner*innen praktiziert wurde; dem Walzer, in Erinnerung an die 1930er Jahre, in denen Debütantinnenbälle langsam auch in schwarzen Gesellschaftskreisen Einzug hielten; dem Tap Dance als Verweis auf die Jazzkultur sowie dem Holy Dance, mit dem Simon hier Bezüge zur lebendigen Religionskultur vieler schwarzer Gemeinden in den USA schafft, in denen exaltiertes Singen und Tanzen im Gottesdienst ausdrücklich erlaubt, wenn nicht gar gewünscht ist. Der 1986 in Washington, D.C. geborene Simon bringt häufig politisch Elemente in seine Kompositionen ein und setzt sich in seinen Arbeiten aktiv mit schwarzer Kultur und Geschichte in den USA auseinander. In der Vergangenheit komponierte er für die Washington National Opera, das American Composers Orchestra, die University of Michigan Symphony Band und viele weitere. Er ist Träger der Sphinx Medal of Excellence, einer Auszeichnung der Sphinx Organization zur Bekanntmachung und Förderung schwarzer und Latino-Musiker*innen im Klassikbereich.

Julia Adolphe: Makeshift Castle

Die zwei Sätze von Julia Adolphes Makeshift Castle – „Sandstone“ (Sandstein) und „Wooden Embers“ (Holzglut) sind dem Spannungsverhältnis zwischen Vergänglichkeit und Permanenz gewidmet, dem ewigen Gegensatz Fortbestand und Zerfall. Das wechselhafte und dynamische, in der Suche begriffene Werk zeigt Adolphes beeindruckenden und immer wieder auch überraschenden Einsatz von Instrumentalfarben. Adolphe, 1988 in New York geboren, arbeitete mehrfach mit dem Los Angeles Philharmonic und Gustavo Dudamel zusammen; auch für das New York Philharmonic und das Cincinnati Symphony Orchestra komponierte sie bereits. Sie ist u.a. Gewinner*in des Lincoln Center Emerging Artist Award, des OPERA America Discovery Grant, ASCAP Young Composer Award sowie Trägerin des Charles Ives Scholarship der Academy of Arts and Letters. In ihrem Videocast LooseLeaf NoteBook beleuchtet Julia Adolphe Zusammenhänge zwischen Kreativität und Themen der psychischen Gesundheit.

Highlights aus dem Kernrepertoire

Musikalisch vervollständigt werden die Konzertabende von Stücken aus dem gemeinsamen Kernrepertoire Nelsons‘ und des BSO, darunter La Valse von Ravel, Tod und Verklärung von Richard Strauss und Petruschka von Strawinsky. Pianist Jean-Yves Thibaudet übernimmt den Solopart in Gershwins unkonventionellem Klavierkonzert in F-Dur – einem Werk zwischen Jazz und Klassik – und Saint-Saëns‘ romantischem Klavierkonzert Nr. 5 „Das Ägyptische“, das der Komponist selbst als „eine Orientreise“ beschrieb.
Prokofjews Symphonie Nr. 5 gibt zudem einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre, in denen das Orchester und sein Dirigent sich eingehend mit dem Œuvre des Komponisten auseinandersetzen werden.

Die umfangreichen Tourneepläne beinhalten Stationen in London (25./26.08.23), Luzern (28./29.08.23), Salzburg (31.08.23), Köln (03.09.23), Berlin (05.09.23), Hamburg (06./07.09.23), Paris (08.09.23) – sowie zum allerersten Mal auch in Dortmund (04.09.23) und in Ljubljana (01.09.23).

Andris Nelsons blickt mit großer Vorfreude auf die Tournee:

„Die Musiker*innen des Boston Symphony Orchestra und ich freuen uns sehr auf unsere lang erwartete Rückkehr nach Europa: Endlich spielen wir wieder vor dem wunderbaren Publikum in London, Luzern, Salzburg, Köln, Hamburg, Berlin und Paris. Unsere ersten gemeinsamen Auftritte in Dortmund und Ljubljana erwarten wir ebenfalls mit großer Spannung. Wir hoffen, dass unser Tourneeprogramm widerspiegelt, mit welcher Hingabe wir uns neuen und zentralen Werke des Repertoires widmen, um den herausragenden Klang des Boston Symphony Orchestra für unser Publikum hervorzuheben. Besonders ist dieses Mal, dass gleich mehrere wichtige Partner*innen des BSO – Julia Adolphe, Anne-Sophie Mutter, Carlos Simon, Jean-Yves Thibaudet und, aus unseren eigenen Reihen, John Williams – in unserem Programm vertreten sind. Wir empfinden es als absolutes Privileg, unsere Leidenschaft für das Musizieren mit Konzertbesucher*innen in ganz Europa teilen zu dürfen und gemeinsam mit der internationalen Musik-Community Live-Aufführungen zu erleben.“

Kommende Termine 

25./26. August 2023
28./29. August 2023
31. August 2023
1. September 2023
3. September 2023
4. September 2023
5. September 2023
6./7. September 2023
8. September 2023
London, Royal Albert Hall
Luzern, Kultur- & Kongresszentrum
Salzburg, Großes Festspielhaus
Ljubljana, Kultur- & Kongresszentrum
Köln, Philharmonie
Dortmund, Konzerthaus
Berlin, Philharmonie
Hamburg, Elbphilharmonie
Paris, Philharmonie
Diese Konzerte werden zum Teil von Mid Atlantic Arts durch USArtists International – einem Gemeinschaftsprojekt mit dem National Endowment for the Arts, der Andrew W. Mellon Foundation und dem Trust for Mutual Understanding – unterstützt.

Fotos: Marco Borggreve, Hilary Scott

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