Carlos Simon: Four Black American Dances
Four Black American Dances steht, wie der Titel verrät, in der Tradition klassischer Tänze. Komponist Carlos Simon ließ sich für das Werk von Tanzstilen inspirieren, die vor allem für schwarze Amerikaner*innen von historischer Bedeutung sind: dem Ring Shout, einem ekstatischen, ritualistischen Tanz in Kreisformation, der vor allem von versklavten Afrikaner*innen praktiziert wurde; dem Walzer, in Erinnerung an die 1930er Jahre, in denen Debütantinnenbälle langsam auch in schwarzen Gesellschaftskreisen Einzug hielten; dem Tap Dance als Verweis auf die Jazzkultur sowie dem Holy Dance, mit dem Simon hier Bezüge zur lebendigen Religionskultur vieler schwarzer Gemeinden in den USA schafft, in denen exaltiertes Singen und Tanzen im Gottesdienst ausdrücklich erlaubt, wenn nicht gar gewünscht ist. Der 1986 in Washington, D.C. geborene Simon bringt häufig politisch Elemente in seine Kompositionen ein und setzt sich in seinen Arbeiten aktiv mit schwarzer Kultur und Geschichte in den USA auseinander. In der Vergangenheit komponierte er für die Washington National Opera, das American Composers Orchestra, die University of Michigan Symphony Band und viele weitere. Er ist Träger der Sphinx Medal of Excellence, einer Auszeichnung der Sphinx Organization zur Bekanntmachung und Förderung schwarzer und Latino-Musiker*innen im Klassikbereich.
Julia Adolphe: Makeshift Castle
Die zwei Sätze von Julia Adolphes Makeshift Castle – „Sandstone“ (Sandstein) und „Wooden Embers“ (Holzglut) sind dem Spannungsverhältnis zwischen Vergänglichkeit und Permanenz gewidmet, dem ewigen Gegensatz Fortbestand und Zerfall. Das wechselhafte und dynamische, in der Suche begriffene Werk zeigt Adolphes beeindruckenden und immer wieder auch überraschenden Einsatz von Instrumentalfarben. Adolphe, 1988 in New York geboren, arbeitete mehrfach mit dem Los Angeles Philharmonic und Gustavo Dudamel zusammen; auch für das New York Philharmonic und das Cincinnati Symphony Orchestra komponierte sie bereits. Sie ist u.a. Gewinner*in des Lincoln Center Emerging Artist Award, des OPERA America Discovery Grant, ASCAP Young Composer Award sowie Trägerin des Charles Ives Scholarship der Academy of Arts and Letters. In ihrem Videocast LooseLeaf NoteBook beleuchtet Julia Adolphe Zusammenhänge zwischen Kreativität und Themen der psychischen Gesundheit.
Highlights aus dem Kernrepertoire
Musikalisch vervollständigt werden die Konzertabende von Stücken aus dem gemeinsamen Kernrepertoire Nelsons‘ und des BSO, darunter La Valse von Ravel, Tod und Verklärung von Richard Strauss und Petruschka von Strawinsky. Pianist Jean-Yves Thibaudet übernimmt den Solopart in Gershwins unkonventionellem Klavierkonzert in F-Dur – einem Werk zwischen Jazz und Klassik – und Saint-Saëns‘ romantischem Klavierkonzert Nr. 5 „Das Ägyptische“, das der Komponist selbst als „eine Orientreise“ beschrieb.
Prokofjews Symphonie Nr. 5 gibt zudem einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre, in denen das Orchester und sein Dirigent sich eingehend mit dem Œuvre des Komponisten auseinandersetzen werden. |