Raphaël Pichon und das Ensemble Pygmalion setzen neue Maßstäbe mit ihrer Einspielung von Bachs Matthäus-Passion

VÖ am 11. März 2022 bei harmonia mundi

 

Eine „fast schon unverschämt mühelose Virtuosität und Perfektion“ bescheinigt BR Klassik Raphaël Pichon und dem Ensemble Pygmalion. Diese Begeisterung kommt nicht von ungefähr: Anhand von mutigen und originellen Programmen, einem kompromisslosen Qualitätsanspruch sowie Partnerschaften mit herausragenden Künstlerpersönlichkeiten haben sich der französische Dirigent und sein Ensemble an die Speerspitze der Originalklang- und Klassikszene gespielt und zeigen dabei immer wieder die bemerkenswerte Bandbreite ihres Repertoires. Ihre aufsehenerregende Produktion von Mozarts Requiem mit Romeo Castellucci feierte die Financial Times als „eine Offenbarung“; für viel Aufmerksamkeit sorgten auch ihr Projekt „Stravaganza d’Amore!“ über die historischen Wurzeln der Operngattung am Hof der Medici sowie „Libertà!“, ein Programm aus weniger bekannten Werken von Mozart und seinen Zeitgenossen, das ein neues Licht auf das Schaffen des Komponisten warf.

Obgleich Pichon mittlerweile häufig auch den Bogen zu neueren Epochen spannt, bleiben Bach und der Barock für ihn die Basis und zugleich eine große Stärke seiner Musizierpraxis. Pygmalions Einspielung von Bachs Köthener Trauermusik wurde 2014 mit dem Victoire de la Musique ausgezeichnet, Frankreichs wichtigstem Musikpreis; auch ein Album mit Bachs Motetten – „Definitiv eine neue Referenzeinspielung!“ (rbb kultur) – zog 2019 große Aufmerksamkeit auf sich.

Im Jahr 2022 beweisen Pichon und Pygmalion nun erneut die einzigartige Qualität ihrer Bach-Interpretationen. So veröffentlichen der Dirigent und sein Ensemble am 11. März 2022 Bachs Matthäuspassion bei harmonia mundi. Die Einspielung stellt einen klaren Karrierehöhepunkt für Raphaël Pichon dar: „Als ich das Ensemble Pygmalion gründete, war ich mir über eine Sache sicher und hatte einen großen Traum: dass wir zehn Jahre lang die kurzen Messen, die Kantaten, die h-Moll-Messe, die Johannes-Passion, die Motetten, die Instrumentalmusik interpretieren und Bachs Werk so gründlich wie nur möglich kennenlernen, um dann eben eines Tages in den „verdienten“ Genuss des Paradieses zu kommen: die Matthäus-Passion angehen zu können.“

„[Die Matthäus-Passion] stellt ein kollektives Erlebnis von Menschlichkeit dar, wie es ergreifender kaum sein kann! Die Geschichte vom Leiden Christi ist auch heute noch ein Drama, ein universelles, moralisches Dilemma von großer Beständigkeit, in dem sich jeder – unabhängig von Spiritualität und Kultur – mit seiner eigenen Sterblichkeit und seiner eigenen Suche nach Antworten konfrontiert sieht. Wir teilen alle die Menschlichkeit dieser Geschichte.“

Raphaël Pichon

Darüber hinaus kommt im Februar und März das Projekt „La vie du Christ“ (Das Leben Christi) zur Aufführung, zunächst in der Philharmonie de Paris und anschließend auch in Deutschland, im Rahmen einer umfangreichen Residency an der Philharmonie Essen. Die drei Konzerte über die Geburt, das Leiden und die Auferstehung Jesu stellen Hauptwerke Bachs wie einzelne Kantaten aus dem „Weihnachtsoratorium“ und seine „Johannespassion“ weniger bekannten Musikstücke an die Seite.

Residenz an der Philharmonie Essen

Im Oktober hatten Pichon und das Ensemble bereits mit der französischen Sopranistin Sabine Devieilhe Werke von Bach und Händel gegenübergestellt und damit ihre Residenz in der Philharmonie Essen – bestehend aus sieben verschiedenen Programmen – eingeläutet. Neben ihrem zentralen Projekt „La Vie du Christ“ im März stellen sich die Instrumentalist:innen und Sänger:innen von Pygmalion in zwei weiteren Veranstaltungen vor: So lässt am 20. März das auf historisch-authentischen Instrumenten brillierende Ensemble Mozarts drei große letzte Sinfonien hintereinander erklingen; und am 23. April spannen Sänger:innen bei „Fil d’Ariane“ einen Ariadne-Faden mit A-cappella-Chormusik von der Renaissance bis zur frühen Moderne.

Mozart in Wien und Aix-de-Provence

Im April sind Pichon und Pygmalion außerdem mit Mozarts unvollendetem Requiem bei den Wiener Festwochen zu Gast – in einer Inszenierung von Romeo Castellucci, die den Chor als zentralen Protagonisten präsentiert und mit der sie bereits 2019 beim Festival Aix-en-Provence einen großen Erfolg feierten. Castellucci und Pichon kombinierten hierfür das Requiem mit weniger bekannten Mozart-Werken und gregorianischen Gesängen. Nach Aix-en-Provence kehren Raphaël Pichon und sein Ensemble auch dieses Jahr mit drei Programmen ­– Mozarts Idomeneo, Bellinis Norma und Glucks Orphée et Eurydice – zurück.

 

 

Über Raphaël Pichon und Pygmalion
Raphaël Pichon machte seine ersten musikalischen Erfahrungen im Kinderchor von Versailles und studierte später Gesang, Violine und Klavier am Pariser Konservatorium. Als Countertenor sang er schließlich nicht nur unter Leonhardt, sondern auch unter Jordi Savall, Ton Koopman und Geoffroy Jourdain, mit dem er zeitgenössische Werke aufführte. 2006 gründete Pichon das Ensemble Pygmalion, bestehend aus einem renommierten Chor und einem auf historische Instrumente spezialisierten Ensemble.

Pygmalion sind Associate Ensemble an der Opéra de Bordeaux, treten regelmäßig bei führenden Festivals und Konzerthäusern auf – darunter das Brüsseler BOZAR und die Philharmonie die Paris – und gewannen 2018 mit einer Einspielung von Werken aus der Zeit der Medici auf harmonia mundi einen OPUS KLASSIK in der Kategorie „Operneinspielung des Jahres (Oper bis inkl. 17.18. Jahrhundert)“. Raphaël Pichon und Pygmalion arbeiten bereits seit 2014 mit harmonia mundi zusammen; bislang entstanden Aufnahmen von Bachs Köthener Trauermusik, Rameaus Castor et Pollux sowie ein Programm namens Rheinmädchen, eine neue Fassung von Dardanus, Rossis Orfeo, eine Zusammenstellung aus Werken von Gluck und Rameau in Zusammenarbeit mit Stéphane Degout, das preisgekrönte Medici-Projekt Stravaganza d’Amore!, Libertà!, ein Programm aus wenig bekannten Arien und Ensembles Mozarts sowie zuletzt 2021 Bachs Motetten. Auf Erato veröffentlichte Pichon zudem Mozart and the Weber Sisters, das er gemeinsam mit Sabine Devieilhe aufnahm.

Neben dem OPUS KLASSIK erhielt er für seine Einspielungen bereits den Gramophone Award, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’Or, den Victoire de la Musique und den Edison Klassiek Award.

 

Raphaël Pichon & Pygmalion in Essen 2022:

4./5./6. März 2022: „La Vie du Christ“ in drei Teilen „Geburt“, „Leiden“ & „Auferstehung“ (19.-21. Februar bereits an der Philharmonie de Paris)
20. März 2022: Mozart Späte Sinfonien
23. April 2022: „Fil d’Ariane“

Raphaël Pichon & Pygmalion bei den Wiener Festwochen 2022:

1./2./4./5. April 2022: Mozarts Requiem

Raphaël Pichon & Pygmalion in Aix-en-Provence 2022:

6./8./11./13./15./19./22. Juli 2022 : Mozarts “Idomeneo”

18. July 2022 : Bellinis “Norma”

19. Juli 2022: Glucks “Orphée et Eurydice“

 

Fotos: Pierre-Gabriel Pichon, Fred Mortagne, Caroline Doutre

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