Wiederentdeckung der Pionierin Louise Farrenc

Als komponierende Frau im 19. Jahrhundert ernst genommen zu werden, war schwer, fast unmöglich. Der Französin Louise Farrenc (1804-1875), als Pianistin und schöpferische Musikerin gleichermaßen hochbegabt, gelang es trotzdem. Laurence Equilbey und das Insula orchestra machen sich mit dieser Einspielung zweier Sinfonien um eine Komponistin verdient, deren Bedeutung zu Lebzeiten kaum bestritten wurde, die aber nach wie vor völlig zu Unrecht zu den Außenseitern des Musiklebens gehört. Ihr Album erscheint am 9. Juli auf Warner/Erato; ab September folgen Konzerte beim Musikfest Bremen und im Konzerthaus Dortmund.

Albumcover Insula Orchestra Farrenc (c) Warner

„Equilbey zeigt das Optimum dessen, was die historische Aufführungspraxis zu bieten hat: Energie, Leichtigkeit, Liebe zum Detail“ – Financial Times

Weiblichen Akteurinnen – besonders Komponistinnen – der klassischen Musikgeschichte zu mehr Reichweite und Bekanntheit zu verhelfen zählt zu den erklärten Zielen der Französin Laurence Equilbey, ihres Insula orchestra sowie der Seine Musicale, dem 2017 eröffneten Pariser Kulturzentrum, das Dirigentin und Klangkörper als Residenzensemble bespielen. Immer wieder bringt das Originalklang-Orchester Werke unterschätzter Künstlerinnen zur Aufführung. Auch die Sinfonien der französischen Komponistin und Solistin Louise Farrenc gehören zum Kernrepertoire des Insula orchestra: Meisterwerke aus der Hand einer Frau, deren tragende Rolle in der europäischen Musikgeschichte viel zu selten hervorgehoben wird.

Mit drei Sinfonien und weiteren Orchesterwerken gelang Louise Farrenc der Sprung in die ganz große Orchestergattung, und das hoch gelobt von ihren männlichen Zeitgenossen – ein Ansehen, das ihr als erste Frau eine Professur am Pariser Konservatorium eintrug. Dass die Urauf¬führungen der Sinfonien Nr. 1 und 3 in den Jahren 1845 und 1849 so erfolgreich waren (die Premiere der dritten geriet sogar zum Triumph), war der Sieg eines Kampfes an zwei Fronten: Neben Vorbehalten davor, dass sie von einer Frau stammten, waren solche Werke aus französischer Feder wenig angesehen, da die Sinfonie eher als deutsche Gattung galt und man in Paris eigentlich lieber neue Opern erleben wollte. Louise Farrenc, als Schülerin von Anton Reicha, Johann Nepomuk Hummel und Ignaz Moscheles in allen Stilen geschult, reiht sich damit neben Mendelssohn und Schumann in die Tradition der Generation nach Beethoven ein.

Bei Laurence Equilbey und dem Insula orchestra sind Farrencs Sinfonien 1 und 3 in allerbesten Händen; dies bestätigen auch die Kritiker*innen. So urteilte die Financial Times über eine vergangene Darbietung der Sinfonie Nr. 3: „Die Musik ist so hervorragend komponiert, dass sie einen prominenten Platz in der Geschichte der frühromantischen Sinfonie verdient. Equilbey und das Insula orchestra gaben eine rasante, feurige Performance. Ihr mitreißender Eifer wurde dem Anspruch [der Sache] mehr als gerecht.“

Die Sinfonien 1 und 3 haben Equilbey und das Insula orchestra nun auf ihrem kommenden Album verewigt: Am 9. Juli 2021 erscheint es bei Warner/Erato. Die Aufnahme folgt der kürzlich veröffentlichten, vielgelobten Einspielung von Auszügen aus Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ – einem „eindrucksvollen Leistungsnachweis“, in dem die einzigartigen Klänge der Oper „farbig, duftig, fast haptisch greifbar eingefangen“ seien, wie es jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hieß.
Live in Deutschland sind Laurence Equilbey und das Insula orchestra ab September zu erleben: am 5.9. beim Musikfest Bremen sowie am 8.9. im Konzerthaus Dortmund.

Kommende Termine:

  • 5.9.2021 Musikfest Bremen
  • 8.9.2021 Konzerthaus Dortmund
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